Dungeon of the Endless im Test

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Ein Mix aus verschiedenen Genres ist oft ein zweischneidiges Schwert. Es kann großartig miteinander harmonieren oder einfach nur total in die Hose gehen. So sollten solche Experimente mit Bedacht vollführt werden. Ähnlich erging es womöglich den Amplitude Studios, die mit Dungeon of the Endless einen Abstecher in ungewohnte Gefilde machen.

Dungeon-of-the-Endless-05Kennt man die Entwickler aus Frankreich doch eher durch das preisgekrönte Endless Space und eben das vor kurzem erschienene 4X-Epos Endless Legend. Als mir letzteres auf der Gamescom in Köln vorgestellt wurde, zeigte man mir fast beiläufig noch ihren jüngsten Spross: Dungeon of the Endless. Es schlägt quasi die Brücke zwischen den Vorgängern und erzählt die Geschichte wackerer Helden, die mit ihrem Raumschiff angegriffen werden und auf einem unbekannten Planeten abstürzen. In ihrer Rettungskapsel haben sie kaum Vorräte, nur einen Energiekristall, der essentiell für das weitere Überleben ist. Zu Beginn des Spiels wählt ihr zwei Heroen aus, mit denen ihr das Abenteuer bestreiten wollt. Jeder von ihnen besitzt neben einer eigenen Story und Persönlichkeit auch verschiedene Eigenschaften, die sich auf den Spielverlauf auswirken. Hämisch sucht ihr daneben noch euren Schwierigkeitsgrad zwischen leicht und zu leicht aus, wobei ihr euch davon nicht beeindrucken lassen solltet. Dungeon of the Endless ist knüppelhart und wird alles von euch abverlangen.

Das liegt zum Teil leider am Tutorial. Dieses erklärt nur das Allernötigste und zum Schluss attestiert es, dass ihr oft genug sterben werdet, um auf die nötigen Kleinigkeiten zu achten. Nicht die feine englische Art, aber trotzdem die Wahrheit. Ich selbst segnete einige Male das Zeitliche und teilweise frustet dieser Umstand den Spieler auch, allerdings ist das genauso motivierend und birgt den gewissen Nervenkitzel. Doch zurück zu unserem Anfang: Wir sind ja schließlich noch im Wrack gefangen, das einmal ein Raumschiff war. Jetzt geht es darum, das Umfeld zu erkunden, und das geschieht von Raum zu Raum. Der eigentliche Spielverlauf ist rundenbasiert, jedoch beginnt ein neuer Spielzug erst, sobald ihr eine Tür öffnet. Hinter dieser Tür kann sich alles verbergen, denn durch den Roguelike-Aspekt ist das gesamte Spiel zufallsbasiert. Es können sowohl Feinde als auch Gegenstände und selbst Händler in den folgenden Räumlichkeiten versteckt sein. Wer Glück hat, der findet womöglich einen Wissenskristall vor, mit dem neuartige Technologin erforscht wird. Neben dem Dungeon Crawling verbirgt sich in Dungeon of the Endless ebenso ein richtiges Strategiespiel mit verschiedenen Bauoptionen. Allerdings kann man es eher mit einem Tower Defense vergleichen, denn wenn die Feindeswellen losschlagen, ist ihr primäres Ziel der Energiekristall, den es mit den Helden zu schützen gilt.
 

Dungeon-of-the-Endless-06Die Feinde starten dabei meist aus den neu geöffneten Räumen, können jedoch auch aus den nicht mit Strom versorgten Zimmern aus dunklen Ecken schlüpfen. Allerdings könnt ihr nicht alle Räumlichkeiten mit Elektrizität versorgen, deshalb müsst ihr euch stets fragen: Welchen Bereich beleuchte ich und wo setze ich meine Verteidigungsanlagen hin? Für diese sind nur begrenzt Plätze vorhanden und die Anzahl variiert nach dem Zufallsprinzip wie auch die Verzweigung der Korridore. Da kann es schon leicht passieren, dass man am eigentlichen Ausgang »vorbeibaut« und man wichtige Ressourcen verliert. Diese wurden aus den bisher erschienenen Strategiespielen übernommen. Es gibt Wissenschaftspunkte, die in neue Technologien investiert werden können, Rohstoffpunkte für neu gebaute Strukturen und Nahrung zum Aufleveln der eigenen Helden. Die Mitstreiter besitzen neben verschiedenen Fertigkeiten auch ein Inventar und so können gefundene oder von Händlern gekaufte Items deren Eigenschaftspunkte steigern. Mit jedem Level gewinnen sie außerdem aktive und passive Skills hinzu, die man in den teils hektischen Kämpfen einsetzen kann.

Habt ihr schlussendlich in einem Stockwerk den Ausgang gefunden, muss der Kristall des Raumschiffs von einem Helden dorthin transportiert werden und das ist der schwierigste Part eines Levels. Der betreffende Recke bewegt sich leider nur langsam zu seinem Ziel fort und es kommen stets neue Gegnerwellen auf ihn zu, die aus irgendwelchen Ecken der Karte spawnen. Hier hilft eine kluge, taktische Planung im Vorfeld, denn wenn ihr die Verteidigungstürme und übrigen Heroen sinnvoll platziert, habt ihr auch eine gute Chance, erfolgreich zu sein. Wichtig ist allerdings, dass eure Verbündeten sich beim Verlassen im Ausgangskorridor befinden, ansonsten werden diese rigoros zurückgelassen. Aufgrund des Roguelike-Aspekts des Gameplays haben alle Entscheidungen Einfluss auf den weiteren Spielverlauf. Ihr habt nur einen Spielstand, den ihr nicht manuell speichern könnt. Stirbt ein Held, so ist dieser für immer tot. Das kann zu Beginn eurer Sessions für argen Frust sorgen, mich allerdings brachte es dazu, dazuzulernen und solche Stolpersteine geschickt zu umgehen. Die Message von Dungeon of the Endless ist, dass man oft scheitern wird, aber bei jedem Mal dazulernt. Dieser Ansatz mag nicht für jedermann geeignet sein, doch sofern man sich in das Spiel einlebt, sind die Erfolge umso befriedigender, auch wenn diese oft vom Zufall beeinflusst sind.
 

Dungeon-of-the-Endless-02Für Motivation sorgen einige freischaltbare Extras wie Helden, die man im Dungeon finden kann, und Bilder, die man bei erfolgreich beendeten Levels erhält. Man hat dem Spiel außerdem einen kooperativen Multiplayermodus gegönnt, der aber auf dem Papier nicht so viel Sinn ergibt. Hier übernehmen Spieler jeweils die Kontrolle über einen Heroen und ein anderer baut die Basis und erforscht das Gewölbe. Leider konnte ich diesen Modus nicht testen, da ich niemanden für ein Spielchen finden konnte. Ansonsten, von der technischen Seite, hat es mir vor allem der Soundtrack angetan, dieser erinnert mich an 80er Jahre Sci-Fi Zeichentrickfilme, fragt mich nicht wieso. Optisch gibt es einen Mix aus zweidimensionaler Grafik und dreidimensionalen Dungeons. Etwas comichaft, aber dennoch recht düster, um der beklemmenden Stimmung mehr Ausdruck zu geben.




Michael meint:

Michael

Dungeon of the Endless weckte bereits auf der Gamescom mein Interesse und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Für ein kleines Intermezzo zwischen Endless Space und Endless Legend ist das Spiel durchaus komplex und vielschichtig geworden und bietet dank seinem üppigen Inhalt enormen Wiederspielwert. Allerdings ist es kein Titel, dem man sich kurzzeitig widmet. Dafür ist das Frustpotential zu groß. Wer sich jedoch reinfuchsen kann, wird mit einem unterhaltsamen Genremix belohnt, den man sonst selten antrifft. Lohnt sich!

Götz meint:

Götz

Die Beziehung zwischen mir und Dungeon of the Endless kann man am besten als Hassliebe bezeichnen. Ich hasse das Spiel dafür, dass es so brutal schwer ist. Selbst der geringste Fehler wird bestraft. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich neu gestartet habe, weil einer meiner Charaktere gestorben ist. Auch das unzureichende Tutorial verhagelte mir die Laune, da essentielle Dinge nicht erklärt werden.


Und doch liebe ich das Spiel. Denn jedes Mal, wenn ich es schaffe eine Etage weiterzukommen das für mich ein kleiner Sieg ist. Und weil das Spielprinzip einfach Spaß macht. Wenn es nur nicht so bockschwer wäre…!

Die Xbox One-Fassung ist übrigens eine solide Umsetzung und lässt keine Wünsche offen.

Positiv

  • komplexer Genremix aus Roguelike, Tower Defense und Strategie
  • viel Freispielbares

Negativ

  • nur für frustresistente Spieler
Userwertung
9 1 Stimmen
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Forum
  • von Nognir:

    Sehr gutes Game. Kann ich nur empfehlen!

  • von Phill XVII:

    Es kommt für PS4 und Switch. Besser spät als nie. gematsu.com/2019/08/roguelike-…less-coming-to-ps4-switch...

  • von Mistercinema:

    XBO Launch Trailer: M.C....

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Dungeon of the Endless Daten
Genre Strategie
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2014-10-27
Vermarkter -
Wertung 7.8
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