Virtuoso im Test

3DO

»Elite«. Ein wohlklingender Name in den Ohren von Homecomputer-Fans. Doch wer beim klangvollen Namen nicht an David Braben und seine weltbekannte Weltraumsimulation denkt, hat ein Faible für Trash. So jemand wie ich...

virtuoso_12Denn »Elite« steht nicht nur für britische Programmierkunst in Form von Weltraum-Simulationen, sondern auch für etliche »Klassiker« aus dem Entwickler- und PublisherHaus »Elite Systems«. Ebenfalls beheimatet auf den britischen Inseln. Der 1984 gegründete Publisher war dabei überwiegend auf Homecomputern tätig und verdiente sich seine Meriten mit der (meist schäbigen) Portierung von Arcade Klassikern auf Homecomputer und Konsolen. Neben Rennspielen wie Hard Drivin oder dem famosen SNES Super-FX Racer »Dirt Racer« versorgte Elite Systems auch den erfolglosen 3DO mit Softwareperlen. Das ambitionierte Projekt Powerslide hat es zum Wohle aller Spieler nicht mehr zu einem offiziellen Release geschafft. Wer jedoch anspruchsvolle Softwarekunst vom Schlage »Elite Systems« auf seiner Panasonic-Schleuder will, kommt an Virtuoso nicht vorbei.

»Virtuoso« also... Virtuos oder meisterhaft ist hier genauso wenig zutreffend wie der Firmenname »Elite System«. Eine gewisse Parallele ist also vorhanden. Doch genug des haltlosen Niedermachens eines hilflosen englischen Publishers, kommen wir zur Beweisführung und zum eigentlichen Spiel.
 

virtuoso_182055 ist nicht mehr viel los in der realen Welt. Musik und Virtual Reality sind die einzigen Zufluchtsorte die ein 3DO Spieler anno 2055 noch zu finden vermag. Also transportiert euch das Spiel in der Rolle eines klischeehaften 80er Jahre Rocker mit Sonnenbrille, Metal-Mähne und Lederjacke in den Cyberspace. Dazu gibt es zwei dicke Knarren und die Möglichkeit ordentlich was los zu machen. In drei thematisch verwandten Leveln (Geisterhaus, Mars und Underwater) ballert ihr fröhlich auf alles, was sich bewegt, sammelt Schlüssel für Tore und kämpft gegen einen Meter Bildaufbau. Dazu gibt es echte Rockmusik! So richtig mit Gitarre. Die Steuerung gestaltet sich dem Genre entsprechend. Ballern, gehen, schießen, gehen. Das Tempo lässt sich dabei wohlwollend als Spaziergang bezeichnen. Ganz und gar kein Spaziergang sind sowohl Kamerasteuerung als auch Gegnerdesign. Es erwarten euch Spinnen, Riesenspinnen, Möwen (leben UNTER Wasser, ich hab es immer gewusst), Schneemänner und Schneekugeln. Gott sei Dank lassen sich auch Schneekugeln von ein paar beherzten Pistolenschüssen zurückschlagen. Ihr fragt euch, warum ich nicht mehr zum Inhalt schreibe? Mehr gibts nicht. Gehen, schießen, Schlüssel sammeln, nächster Abschnitt und Repeat.
 

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»Music Video Clips and hard rock soundtrack set the stage«. Bei diesem Satz wird jeder PR-Manager anno 2011 rot vor Scham, zeigt es doch genau, was Virtuoso zu bieten hat. Nämlich sleazy Rock-Riffs in einem Spiel, bei dem sich dem Autor nicht so recht erschließen wollte, ob Elite Systems sich nur einen satirischen Scherz auf die Grunge Bewegung der 90er erlaubt hat, oder ob man es hier ernst meint.

Ein Wort zur Technik noch: grauenhaft. Ok, ok. Ein paar Worte mehr: Der Bildaufbau ist grauenhaft. Ebenso Animationen, grafische Abwechslung und Framerate. Die Texte sind ebenfalls mit Liebe übersetzt worden. Vor Spielbeginn hat der Spieler die Wahl zwischen einer britischen Flagge, einer Französischen und einer Belgischen. Ja, einer Belgischen. Aus Verbundenheit zu unseren Nachbarn mit den lecker Waffeln wählen wir Belgisch, bekommen aber zu unserer Enttäuschung nur schlecht übersetzte deutsche Texte zu sehen. Beispiele finden sich auf den Screenshots. Achso zur Akustik: Es gibt Rockmusik! Und nervige Schussgeräusche.
 
Video Review zu Virtuoso
 



Heiko meint:

Heiko

Ernsthaft Elite, mit Virtuoso habt ihr euch ein wahrlich virtuoses Denkmal der Programmierkunst gesetzt. Ich bin mir nach einigen Stunden nicht sicher, ob das gesamte Spiel nicht nur ein satirischer Hoax auf die 90er Jahre Rock Bewegung ist und von irgendwelchen verbitterten Anhängern des 80er Jahre Pops gebastelt wurde. Virtuoso ist in allen Belangen einer der übelsten Titel die ich je gespielt habe - und ich habe Plumbers don‘t wear Ties im Regal. Eins ist jedenfalls sicher: Da ich Trash liebe, hat der 3DO mit Virtuoso einen weiteren Stein im Brett bei mir!

Positiv

  • Rock Musik!
  • Lederjacken!
  • zwei dicke Wummen!

Negativ

  • ein Meter Bildaufbau
  • lahm wie das Musikantenstadl
  • es liegt kein Schmerzensgeld bei
Userwertung
7.87778 9 Stimmen
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Forum
  • von Retro:

    CD-i schrieb: Und Rockmusik gibts dazu! kann man die scheibe wenigstens auch als audio-cd nutzen? wäre ja fast ein kaufgrund... ...

  • von CD-i:

    Und Rockmusik gibts dazu! ...

  • von Mystery:

    Oh Gott, Virtuoso *g* Grausig...ich hab ja normalerweise eine extrem große Schwäche für Spiele die in irgendeiner Art eine Raycasting Engine verwenden, aber Virtuoso ist doch schon ein ziemlicher Brocken. Wobei, als ich damals die ersten Screenshots von dem Spiel sah dachte ich nur "Boah...

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Virtuoso Daten
Genre Action
Spieleranzahl 1
Regionalcode regionfree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 1994
Vermarkter Elite
Wertung 2
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