Millipede im Test

Atari 2600
Schon 1980 schaffte es Atari mit Insekten die Spielhallen zu füllen. Der Geniestreich hieß Centipede. Zwei Jahre später setzte der Videospielehersteller mit Millipede noch einen drauf. Weitere zwei Jahre später hielt der Insekten-shooter auch auf dem heimischen Fernseher Einzug. Doch kann sich die Fortsetzung auf dem System behaupten? Großes Krabbeln auf dem Atari 2600 oder klassischer Fall für den Insektenvernichter? Wie immer haben wir von neXGam die Antwort für euch.
Als Zauberer in Miniaturform hat man es schon nicht leicht. Im magischen Garten sitzend, von Pilzen umringt, will dem kleinen Magier beinahe das ganze Insektenreich an den Kragen. Spinnen, Libellen, Bienen und dergleichen, angeführt von den monströsen Tausendfüßlern stellen sich euch in den Weg. Und alles, was euch zur Verteidigung gegeben ist, ist euer guter alter Zauberstab. So oder so ähnlich zumindest könnte man das Szenario von Millipede zusammenfassen.

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Atari's Arcadeumsetzung ist die direkte Fortsetzung von Centipede, welchen ebenfalls den Arcade-Hallen entsprungen ist. Das Spielprinzip ist dabei größtenteils gleich geblieben: Der Spielbildschirm ist angefüllt mit allerlei Pilzen. Vom oberen Bildschirmrand bewegen sich die aus mehreren Segmenten bestehenden Tausendfüßlern unaufhaltsam vorwärts. Stoßen diese auf ihrem Wege auf einen Pilz, so ändern sie ihre Laufrichtung und rücken gleichzeitig ein Stückchen weiter nach unten - auf den Spieler zu. Selbiger hat dabei die Möglichkeit sich in einem begrenzen Feld am unteren Bildschirmrand frei zu bewegen und die Tausendfüßler aufs Korn zu nehmen. Gelingt dem flinken Zauberer dabei ein Treffer, so wird das anvisierte Segment des Gegners zwar zerstört, doch wird sich dieser an getroffener Stelle teilen und ihr habt es nun mit zwei, sich unabhängig bewegenden Gegnern zutun. Weitere Schüsse lassen die Gegnerkette immer weiter schrumpfen, sorgen aber auch für immer weitere Teilungen.

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Ziel ist es, sämtliche Tausendfüßler zu vernichten, bevor sie mit dem Spieler in Berührung kommen. Erschwert wird diese Aufgabe durch allerlei Insektenvolk. Spinnen hüpfen im Spielerbereich herum und sorgen nicht nur für Gefahr für Leib und Leben, sondern auch für genügend Ablenkung. Und als würde euch das nicht schon genug zu tun geben, vergiften fiese Ohrenkriecher umliegende Pilze und sorgen so dafür, dass Tausendfüßler noch viel schneller auf euch zusteuern. Reicht das, um einer Fortsetzung genügend Reiz zu geben? Atari scheint da anderer Ansicht gewesen zu sein und lässt zudem noch Libellen, Käfer, Moskitos und weitere Insekten auf euch los. Hilfreich sind hierbei kleine, mit Pestiziden angefüllte Kapseln. Diese explodieren bei Beschuss und setzen eine Wolke frei, welche - im wahrste Sinne des Wortes - reines Gift für eure Feinde darstellt. Ein kleiner Trost in der sonst so feindlichen Umwelt.

Was jetzt schon chaotisch klingt, spielt sich auch genau so! Auf dem Bildschirm wimmelt es wortwörtlich und der Spieler hat dabei anfangs arg damit zu kämpfen, den Überblick zu behalten. Die nicht gerade großzügige Kollisionserkennung sorgt, zusammen mit recht ruppigen Spieler- und Gegner-Bewegungen, dafür, dass recht häufig ein frühzeitiges "Game Over" über den Bildschirm flimmert. So erzeugt Millipede einen schmalen Grat zwischen Frustration und Motivation, bei welchem dennoch häufig letzteres obsiegt und den Spieler auf eine neue Runde im Pilzgarten einlädt.

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Nach einiger Zeit freundet man sich mit der Steuerung an, schafft es, den etlichen Gefahren auszuweichen und dabei ordentlich zu punkten. Dabei fällt auf, dass Atari hier eine Art Continue-Funktion eingeführt hat, welche dem Spieler die Möglichkeit gibt, nach dem Ableben ab festgelegten Spielstufen und den damit verbundenen Punkte-Schwellen von vorne zu beginnen. Auch dies kann ungeübteren Spielern einen zusätzlichen Motivationsschub verleihen. Ein zusätzlicher Spaßfaktor wäre sicherlich auch ein 2-Spieler-Modus gewesen. Ob abwechselnd oder gar simultan gespielt, hätte sich ein solcher perfekt in das chaotische Spielszenario eingefügt. Doch leider hat Atari uns diese Möglichkeit verwehrt.

Grafisch hätte man für 1984 zwar eine bessere Präsentation erwarten können, doch kann der Titel all die vielen Objekte darstellen und gleichzeitig das Hardware-bedingte Sprite-Flackern des Atari 2600 fast vollkommen auszumerzen. Dies kommt dem hektischen Spielverlauf ordentlich zugute und entschuldigt fast die Konsolen-typische Blöckchengrafik, welche hier zumindest einen Wiedererkennungswert zu Centipede darstellt.

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In Sachen Vertonung kann man vom guten alten 2600 eigentlich relativ wenig erwarten. Und auch hier wurden Soundeffekte zweckmäßig vergeben. Typische Klänge erwarten den Spieler im Kampf; Bienen und Moskitos surren herum - nichts weltbewegendes, nichts neues, aber auch nichts wirklich enttäuschendes. Hier trägt die pragmatische Sounduntermalung glücklicherweise dazu bei, dass in späteren, von Gegnern überfüllten Spielstufen keine konstante Statik aus den Lautsprechern des Fernsehers zischt.

Millipede ist ein gutes, wenn auch verbesserungswürdiges Spiel. Es ist eine angemessene Fortsetzung zu Centipede und kann sich auch als eigenständiger Titel behaupten. Der Schwierigkeitsgrad ist knackig und doch motivierend und sorgt so dafür, dass das Modul länger als nur fünf Minuten im Modulschacht verbringen wird. Wer keine akkurate Spielhallenumsetzung erwartet, kann hier bedenkenlos zugreifen.

Christian meint:

Christian

Centipede und Millipede gehören für mich als Fan des Shoot'em Up-Genres einfach in jede Sammlung. Anfangs durch den Schwierigkeitsgrad frustriert, habe ich den Titel aber mittlerweile richtig lieb gewonnen. Heute überziehe ich nicht selten die mir selbst gesteckte Spieldauer und bin am Ende überrascht, wie lange mich dieser Titel an die Mattscheibe fesseln kann. Wenn auch der 2600 keine Arcade-Grafik darstellen kann, so sorgt Millipede dennoch für Spielhallen-Feeling im Zockerzimmer.

Positiv

  • schneller, fesselndes Gameplay
  • fordernder Schwierigkeitsgrad
  • beinahe kein Sprite-Flackern

Negativ

  • könnte grafisch besser ausfallen
  • kein 2-Spieler-Modus
Userwertung
8.86667 3 Stimmen
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Millipede Daten
Genre -
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit seit 1984
Vermarkter Atari
Wertung 8.1
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