Rainbow Cotton im Test

Dreamcast
Bei der Cotton-Serie handelt es sich um eine, inzwischen recht langlebige, Serie von Shoot´em Ups aus dem Hause Success. Das erste Cotton Spiel erschien 1993 auf nahezu allen japanischen Konsolen und wurde sogar später noch auf die erste Playstation umgesetzt. Hochkarätige Nachfolger für Super Nintendo, Mega Drive und Saturn folgten. Leider blieb der Großteil der Serie jedoch japanischen Zockern vorbehalten. Lediglich die Umsetzung für den Neo Geo Pocket Color schaffte es zu einem Minirelease in Großbritannien. Grund genug für uns, ein Auge auf den Dreamcast-Ableger Rainbow Cotton zu werfen.


Allgemein lässt sich die Cotton-Serie in zwei Lager teilen - und zwar in 2D- und 3D-Shoot-em-Ups. Rainbow Cotton stellt einen 3D-Vertreter dar und kann als direkter Nachfolger von Panorama Cotton für das Mega Drive, dem ersten 3D-Teil, betrachtet werden.

Das Spiel beginnt mit einem nett gemachten, aber leider unverständlichen (da japanischen) Anime-Intro, die Menüs sind glücklicherweise komplett in Englisch gehalten. Ihr steuert die kleine Hexe Cotton, die auf Ihrem Besen umherfliegt und findet euch in einem Spiel wieder, das vom Prinzip her stark an Space Harrier oder auch Panzer Dragoon erinnert. Der Spieler hat die Kontrolle über ein Fadenkreuz, welches auf Gegner gelenkt werden muss, der Rest läuft automatisch ab. Wie auf Schienen fliegt man über vorgegebene Routen und versucht sich durch Horden von Gegnern zu ballern. Direkte Befehlsgewalt über den Hauptcharakter hat man nur eingeschränkt. Lediglich gelegentliche Ausweichmanöver müssen überstanden werden und an einigen Abzweigungen kann man alternative Routen wählen.



Ziel des Spiels ist es, sich durch fünf recht lange und abwechslungsreiche Level zu schlagen, an deren Ende stets ein Bossgegner wartet. Dafür hat man gerade mal ein einziges Leben (mit einer zugegebenermaßen recht langen Lebensleiste) zur Verfügung, danach folgt direkt der Game Over Screen. Jedoch lassen sich, je nach eingestelltem Schwierigkeitsgrad, bis zu 5 Continues anwählen, so dass auch Anfängern der Abspann nicht vorenthalten bleibt. Leider wird man nach Benutzung eines Continues wieder an den Anfang des, wie erwähnt recht langen, Levels zurückgesetzt, so dass man alles noch mal von vorne spielen muss. Das zieht das Spiel zwar etwas in die Länge, sorgt aber auch für ein wenig Frust, da man anfänglich doch recht häufig in späteren Levels scheitert. Lediglich bei Bossgegnern ist ein weiterer Rücksetzpunkt eingebaut worden.

Das Gegnerdesign ist, serientypisch, total abgefahren. Von fliegenden Tropfen bis zu 3-äugigen Fischen ist alles dabei. Um sich zur Wehr zu setzen, hat man eine auflevelbare Standardwaffe und verschiedene Spezialattacken zur Verfügung. Auch wird man ständig von einer kleinen Fee begleitet, die einem schussgewaltig zur Seite steht. Bis zu fünf dieser kleinen Helfer kann man in jedem Level befreien. Items zum Aufleveln der Waffen und der Energieleiste erhält man durch abgeschossene Gegner oder in zerstörbaren Krügen und Holzkisten. Noch erwähnenswert ist die „Tea-Time“ nach jedem Level. Nachdem man den Bossgegner erledigt hat, fliegen Unmengen an Teetassen auf den Spieler zu, die man für Bonuspunkte einsammeln kann. Ein nettes, aber recht unnötiges Extra, welches bei Cotton jedoch schon Tradition hat. Die Story wird nach jedem Level durch eine eingespielte Anime-Sequenz vorangetrieben.



Grafisch kitzelt Rainbow Cotton doch so einiges aus der Dreamcast heraus. Der „Gute-Laune-Comic-Look“ passt hervorragend zum Spiel und auf dem Bildschirm ist stets die Hölle los. Ruckler oder Grafikfehler gibt es keine. Gerade der erste Level, welcher in einem kleinen, englischen Dorf spielt, schafft eine wirklich magische Atmosphäre. Und gerade das ist auch der Hauptgrund, warum sich Rainbow Cotton von anderen Shoot´em Ups absetzen kann: Charme und Atmosphäre. Der Hersteller Success hat eine wirklich wunderschöne und zauberhafte Welt geschaffen, die Euch Level für Level immer mehr in seinen Bann zieht. Auch die Musik ist gut und fröhlich, hat jedoch leider keine Ohrwurmqualitäten und die Loops könnten ruhig ein wenig länger sein. Die Stücke wiederholen sich recht schnell, was aber nie wirklich störend wirkt.



Was sich bis zu diesem Zeitpunkt alles so fantastisch anhört, wird leider durch das größte Manko des Spiels zunichte gemacht: die Steuerung. Zu keinem Zeitpunkt im Spiel hat man das Gefühl, wirkliche Kontrolle über das Geschehen zu haben. Das Spiel lässt sich leider nur mit dem Analogstick spielen und alles fühlt sich sehr hakelig und schwammig an. Dazu kommt, dass der Hauptcharakter einen zu großen Teil des Bildschirms einnimmt und einem die Sicht auf Gegner häufig versperrt bleibt. Nach etwas Eingewöhnungszeit geht die Steuerung zwar etwas flotter von der Hand, aber es kommt immer wieder vor, dass man Schaden nimmt, obwohl man eigentlich gar nichts dafür kann. Was sich nach einem KO Schlag anhört, ist es nicht wirklich oder nur bedingt. Das Spiel ist gut und gewinnt sehr viel durch die geschaffene Atmosphäre. Es hätte nur noch viel, viel besser sein können.



Das Scoresystem eignet sich leider nicht für epische Punktejagden. Cotton ist mehr ein Spiel, welches zum Durchspielen gedacht ist. Der Highscore hängt auch zu sehr von der schwer kontrollierbaren „Tea Time“ ab. Ein Chainsystem ist nicht vorhanden. Auf Grund der für ein Shoot´em Up recht ungewöhnlichen, langen Spielzeit stellt dies aber keinen Negativpunkt dar.

Wie anfangs bereits erwähnt, erschien Rainbow Cotton nur im Land der aufgehenden Sonne und erfordert daher eine japanische Dreamcast-Konsole oder eine CD-X Import CD. Das nicht gerade häufige Spiel solltet ihr mit etwas Suchen für ca. 30€ beim Importhändler eures Vertrauens finden.

Florian meint:

Florian

Rainbow Cotton ist ein gutes Spiel und stellt auf jeden Fall, auch auf Grund der nicht vorhandenen Sprachbarriere, einen interessanten Importkandidaten dar. Das Spiel lebt viel von seiner Atmosphäre. Die recht verhunzte Steuerung jedoch macht mal wieder überdeutlich klar, dass Shoot´em Ups doch eindeutig besser in zwei Dimensionen funktionieren. Alle mit Hang zu japanophilen Dreamcast-Titeln und Serienliebhaber schlagen zu, alle anderen sollten vor dem Kauf nach Möglichkeit Probe spielen oder auf einen der exzellenten SEGA Saturn Teile ausweichen.

written by Florian, © nexgam

Positiv

  • Zauberhafte Welt
  • Für ein Shoot´em Up recht lange Spielzeit

Negativ

  • Verkorkste Steuerung
  • Leider nur 1-Player-Modus
Userwertung
6.6 2 Stimmen
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Rainbow Cotton Daten
Genre -
Spieleranzahl 1
Regionalcode NTSC-JP
Auflösung / Hertz 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 20. Januar 2000
Vermarkter Success
Wertung 7.1
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