Toy Story 3 im Test

Nintendo Wii
15 Jahre ist es inzwischen her, dass die Märchenerzähler von Disney und die Technikgenies von Pixar gemeinsam Filmgeschichte geschrieben haben. Mit Toy Story brachten die beiden Entertainment-Giganten damals den ersten vollständig computeranimierten Streifen in Spielfilmlänge in die Kinos. Selbst die größten Enthusiasten hätten sich im Jahr 1995 nicht ausmalen können, wie erfolgreich dieses Projekt werden würde. Innerhalb kurzer Zeit setzten viele Firmen auf die neue Technik, um ihre familienfreundlichen Storys einem Millionenpublikum schmackhaft zu machen. Wäre das erste Grafikexperiment gescheitert, hätten wir wahrscheinlich niemals den sympathischen Clownfisch Nemo, den skurrilen Helden Shrek oder das freundliche Faultier Sid kennen gelernt. Auch der Wegbereiter des neuen Zeitalters selbst ist noch nicht in den Ruhestand gegangen. Mit Toy Story 3 beweisen Woody, Buzz und ihre Freunde im Augenblick auf vielen Leinwänden den Planeten, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Selbstverständlich wird ein Blockbuster dieser Art auch immer von Videospielen für alle gängigen Systeme begleitet. Was die Wii-Version von Toy Story 3 zu bieten hat, erfahrt ihr in unserem Testbericht.

Die Screenshots in diesem Artikel stammen aus der PS3- bzw. der Xbox 360-Version des Spiels.

Fans der Filme dürfen sich freuen, denn das Game orientiert sich in Sachen Story und Humor stark am aktuellen Teil der Trilogie, ohne zu viele Details zu verraten. Selbstverständlich stehen der altmodische Cowboy Woody und sein deutlich modernerer Kumpel Buzz Lightyear, seines Zeichens intergalaktischer Weltenretter, mal wieder im Mittelpunkt des Geschehens. Als dritte spielbare Figur ist Jessie mit von der Partie, die seit Toy Story 2 zum großen Spielzeugensemble der Filmreihe gehört und genau wie ihre männlichen Mitstreiter über ein paar besondere Fähigkeiten verfügt. Auch die restlichen alten und neuen Protagonisten haben Gastauftritte oder greifen aktiv ins Spielgeschehen ein. Gerade Kenner der Materie werden sich also schnell heimisch fühlen.

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Wenn ein Game Elemente aus unterschiedlichen Genres beinhaltet, muss es sich oft die Verlegenheitsbezeichnung Action-Adventure gefallen lassen. Auch bei Toy Story 3 ist das nicht anders. Obwohl viel gehüpft und gesprungen wird, würde der Begriff Jump´N´Run dem Produkt nicht gerecht werden. Der Story-Modus beinhaltet nämlich auch Racer-Levels, Ballereinlagen sowie jede Menge kleiner Rätsel und Geschicklichkeitstests, die bezwungen werden müssen. Selbst ein Hauch von Metal Gear Solid kommt auf, wenn Woody und Jessie versuchen aus einem Spielzeug-Gefängnis voller Suchscheinwerfer auszubrechen. Es ist dieser Abwechslungsreichtum, der das Game zu einem besonders großen Vergnügen macht. Eben noch ritt unser Lieblingscowboy auf seinem treuen Pferd Bully durch einen Westernkulisse und schon im nächsten Moment liefert sich Buzz ein Lasergefecht mit seinem ewigen Widersacher Zurg auf einem fernen Planeten. Das ist tatsächlich sehr motivierend und es fällt schwer, Nunchuk und Wiimote aus der Hand zu legen, da klar ist, dass das nächste Level bestimmt wieder neue Überraschungen bereithalten wird.

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Trotz der kindergerechten Optik müssen sich erwachsene Zocker keine Sorgen machen, denn sie werden genug Herausforderungen finden. Einige der regulären Spielabschnitte sind erstaunlich knifflig und wer in den diversen Rennen und Geschicklichkeitstests die Highscores knacken will, braucht außerordentlich viel Fingerspitzengefühl. An einigen Stellen wird Toy Story 3 sogar fies. Das liegt allerdings weniger an der etwas gemächlichen Steuerung, sondern vielmehr am Leveldesign und an den gelegentlichen Kameraproblemen. In einigen Missionen darf die Perspektive mit dem Steuerkreuz nachjustiert werden, doch in anderen ist sie fest vorgegeben. Wer nicht zum ersten Mal eine durch eine dreidimensionale Videospiellandschaft manövriert weiß bereits, dass es schnell zu unverschuldeten Fehlern kommt, wenn nicht alles Wichtige im Bild ist. Da in einigen Breichen viele Gefahren lauern und schnelle Reaktionen gefragt sind, kann also etwas Frust aufkommen. Allerdings halten sich diese Situationen in Grenzen und trüben den Gesamteindruck nur leicht.

Licht und Schatten liegen bei diesem Game sehr nah beieinander. Der Story-Modus darf komplett im 2-Spieler-Splitscreen bestritten werden, wodurch sich der Spaß verdoppelt. Dummerweise lassen sich die acht Levels innerhalb von drei bis vier Stunden beenden. Ein netter Abend vor der Konsole zu zweit ist also garantiert, mehr aber auch nicht. Natürlich lassen sich die bezwungenen Abschnitte nochmals besuchen und manchmal lohnt es sich, den Charakter zu wechseln, um jede Ecke erkunden zu können. Überall sind Münzen und Sammelkarten versteckt, die sich in einem Shop gegen allerlei nette Sachen eintauschen lassen. Das ändert aber nichts daran, dass Toy Story 3 nach dem erstmaligen Durchspielen viel von seinem Reiz verliert.

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Glücklicherweise gibt es noch einen dicken fetten Bonus, der das Game trotz der genannten Mankos wieder in höhere Wertungsgefilde hebt. Der Spielzeugkisten-Modus bietet eine große Welt, die frei erkundet werden darf. Nach bester Grand Theft Auto-Manier gibt es hier an jeder Ecke Aufgaben, die erfüllt werden können oder kleine Herausforderungen, die dazu einladen, immer bessere Highscores aufzustellen. Gute Leistungen werden mit barer Münze belohnt und das Geld kann direkt investiert werden. So wird aus einer gemütlichen kleinen Westernwelt im Laufe der Zeit ein herrlich abgedrehtes Spielzeugparadies, das von skurrilen Figuren aus allen drei Teilen der Filmvorlage bevölkert wird und spaßige Missionen aus vielen Genres bietet. Anscheinend gibt es in den Versionen für die leistungsstärkeren Systeme deutlich mehr Modifikationsmöglichkeiten als auf Wii, aber die Elemente, die den Sprung auf Nintendos Flaggschiff geschafft haben, reichen völlig aus, um viele Stunden zu versüßen.

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Ein großes Problem von Toy Story 3 ist die Alterfreigabe. Wir maßen uns nicht an, den Medienwächtern oder dem Entwicklerteam die Schuld zu geben, aber irgendwer hat hier ordentlich Mist gebaut. Der Film ist offensichtlich für Kinder und Familien gedacht. Da sollte es klar sein, dass sich nach dem Kinobesuch gern alle vor der Konsole versammeln würden, um auch die interaktiven Abenteuer von Buzz und Woody gemeinsam zu erleben. Genau das ist allerdings nicht möglich, denn Kinder unter 12 Jahren müssen leider draußen bleiben, sobald sich die Disc im Wii-Laufwerk dreht. Es ist unklar, ob es an den grünen Plastiksoldaten, den Ballerlevels oder der Möglichkeit Spielzeugkinder durch die Gegend zu werfen liegt, aber es hätte eine Absprache geben müssen, um diese Altersfreigabe zu verhindern.

Toy Story 3 ist kein Grafik-Oberhammer, aber dennoch schön anzuschauen. Ein paar Einbrüche der Framerate, die besonders im 2-Spieler-Modus nicht zu übersehen sind, lassen sich angesichts der originellen Schauplätze locker verschmerzen. Sonderlich viele Details gibt es nicht zu sehen, aber dafür hat jedes Level einen eigenen Look, was sehr viel mehr wert ist als bloße Grafikblenderei. Von explodierenden Asteroiden über ein Kaffeemeer bis hin zu Kinderzimmern, die aus Spielzeugperspektive gigantisch wirken, wird dem Auge viel geboten.

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Die Musik passt jederzeit. Oft wird Randy Newman´s Klassiker “You got a Friend in me“ gespielt und wir dürfen alle dankbar sein, dass nicht die deutsche Version von Klaus Lage verwendet wurde. Auch die Instrumentalstücke sind immer gut gewählt. Gemächliche Country-Melodien erfüllen die Westernlevels mit Leben und wenn Buzz sich durch die feindlichen Roboterhorden auf fernen Planeten kämpft, erklingen deutlich dramatischere Töne. Da ist es halb so schlimm, dass es nur die üblichen Standard-Soundeffekte zu hören gibt. Eine komplett deutsche Sprachausgabe zeigt, dass Disney Interactive durchaus ein paar Euros locker gemacht hat, um die Fans hierzulande bei Laune zu halten.

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Götz meint:

Götz

Wenn ein Videospiel auf einem Film für Kinder basiert und eine USK-Freigabe von 12 erhält, stellt sich zwangsläufig die Frage, wer dieses Produkt überhaupt kaufen soll. Die Antwort ist allerdings einfacher als gedacht. So ziemlich jeder Mensch jenseits der vorgeschriebenen Altersgrenze, der Spaß an guten Action-Adventures hat und sich nicht an der bunten Fantasiewelt mit seinen zuckersüßen Bewohnern stört, darf bei Toy Story 3 bedenkenlos zugreifen. Das Game ist einfach unglaublich abwechslungsreich und bietet durchaus ein paar Herausforderungen, die auch ältere Semester ins Schwitzen bringen werden. Der Spielzeugkisten-Modus entschädigt für die zu kurz geratene Story und auch technisch gibt es nicht viel zu meckern. Unter den vielen Games, die im Laufe der Jahre aus den Filmen hervorgegangen sind, sichert sich Toy Story 3 problemlos den zweiten Platz. Es ist wirklich gelungen, kommt aber nicht ganz an den Klassiker aus der 16-Bit-Ära heran.

Positiv

  • abwechslunsgreich
  • 2-Spieler-Koop-Modus
  • umfangreicher Spielzeugkisten-Modus

Negativ

  • sehr kurzer Story-Modus
  • Kamera kann nervig sein
  • Ab 12? Warum?
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Toy Story 3 Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1-2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 12.07.2010
Vermarkter DisneyInteractive
Wertung 8
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neXGam YouTube Channel
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