Wild 9 im Test

PlayStation1

Bei Pressemitteilungen, auf Messen und in Interviews - Shiny Entertainment Boss David Perry (Earthworm Jim, MDK) erwarb sich mit der Zeit einen Ruf als Schaumschläger und Spruchbeutel. Nicht zuletzt schuld daran waren seine »großartigen, phänomenalen und revolutionären Spielerlebnisse« die nach ewiger Entwicklung nie oder ganz spät erst in die Läden kamen. Und anschließend meist über die 70% Marke in Magazinen nicht hinaus kamen. Auch Wild 9 mit seinen drei Jahren Entwicklungszeit ist so ein Fall ...

Wild_9_3Nachdem Perry nach einem cholerischen Anfall zwischenzeitlich erneut sämtliche Grafiker und Programmierer von Wild 9 feuerte, musste er nämlich erstmal von neuem eine Truppe zusammentrommeln, ehe es mit seinem ambitionierten Plänen weiter ging. Es folgten Verzögerungen, Verschiebungen und Pannen, und als es anschließend Ende `98 in den Handel kam, rechnete im Grunde niemand mehr damit.

Damals war da nicht nur schon das Jump´n´Run Gameplay veraltet und mindestens drei Trillionen Mal zuvor versoftet worden, sondern auch der Held Marke Super-Teenager. Wex Major lässt sich der Kerl rufen und schlägt sich durch 13 Level voller übel riechender Sümpfe und kalter Maschinenkomplexe. Was zu jenen noch kurz für Aufsehen sorgte, heute aber längst überholt und vergessen ist, sind die, laut Perry, 60.000 Animationen der Protagonisten im Spiel. Aus verständlichen Gründen verzichtete ich darauf hier selbst nachzuzählen, weshalb wir diese Zahl besser unkommentiert im Raum stehen lassen - in der Gameplay Realität merkt man davon nämlich herzlich wenig.

Bewaffnet mit einem Elektro-Lasso (wow!) lauft und hüpft ihr meist klassisch von links nach rechts durch die Level und schleudert die zahlreiche Gegnerschaft vom Lasso erfasst Richtung Boden. Auch als Treibgut lassen sich die pixeligen Feinde missbrauchen, indem man sie einfach fängt und in den nächsten Sumpf schubst - irgendwann tauchen sie wieder auf und ersetzen die biederen Pontonbrücken von so manchem Genrekollegen.

Wild_9_8Doch trotz einiger mit tiefschwarzem Humor getränkter Stellen krankt das Spiel aber an einer gewissen Einfallslosigkeit. Schieberätsel hatten wir schließlich schon zu 16-Bit Zeiten, was auch für eine Handvoll in Kisten versteckter Items gilt. Seinen spielerischen Tiefpunkt erlebt der Titel allerdings bei der Sumpf-Tour mit einem Motorboot, was einfach schlichtweg langweilig umgesetzt wurde.

Grafisch ist es hingegen mehr die bekannte Gretchenfrage - wie hält man´s mit dem Look? Entgegen früheren Gesetzen des Genres ist von den knallbunten Bonbonfarben keine Spur zu finden, vielmehr gibt sich Wild 9 düster / melancholisch und erinnert ungewollt an so manchen Londoner Vorort bei Nacht. Immerhin soundtechnisch lässt sich dem Titel endlich mal ein Lob aussprechen: Die Soundeffekte klingen nämlich auch 2007 noch ordentlich und eine gute Musikauswahl begleitet das Jump´n´Run Abenteuer des Wex Major.




Sebastian meint:

Sebastian

»Ein Meisterwerk der Videospielgeschichte!« Zu dumm nur, dass David Perry mit dieser Meinung alleine dasteht. Ich unwürdiger Gamer sehe nur ein durchschnittliches Jump´n´Run, das sich mit seinem dunklen Look perfekt eignet, um manisch-depressiven Mitmenschen den letzten Kick zu geben. Nur für echte PSone Sammler, die zur vielerorts günstig verschleuderten Special Edition greifen!

Positiv

  • Tiefschwarzer Humor ...
  • Guter Sound
  • 60.000 Animationen der Protagonisten ...

Negativ

  • ... der nicht jedem gefällt
  • Gameplay ohne Höhepunkte
  • ... von denen man wenig sieht
Userwertung
5.06 10 Stimmen
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Forum
  • von Flat Eric:

    Hmmm... Ist eh nicht mehr teuer, ich werds mal anschauen. ...

  • von Retrorunner:

    Spiel ist OK mit ein paar netten innovativen Spielelementen, aber nicht Jedermanns Geschmack. Das Design des Hauptcharakters ging garnicht... ...

  • von what happened to sega:

    Kirbyfan schrieb: wie bewertet man Spielspaß in Prozent? also wenn es sich bei 100% so anfühlt das ich gleich beim Spielen ejakuliere, sind 80% davon relativ zufriedenstellend. eine persönliche einschätzung in meinem imaginären...

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Wild 9 Daten
Genre Jump’n Run
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 1998
Vermarkter Interplay
Wertung 6.6
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