Wer zum ersten Mal Dynasty Tactics spielt wird mit einem umfangreichen Tutorial begrüsst, daß euch vorwiegend in die Steuerung eurer Einheiten einweist. Erst danach geht es zur Charakterauswahl, wo ihr zwischen drei hohen Herren wählen dürft. Jeder regiert ein, zu Beginn recht kleines, Fürstentum im Reich der Mitte. Sehr schön das ihr vorher in Form von einer Filmsequenz schon einen ersten Eindruck von eurem Charakter bekommt. Während im Norden Cao Cao beispielsweise ein kaisertreuer Kämpfer ist, ist Sun Ce im Süd-Osten nur an der Mehrung seiner Macht und dem Kämpfen ansich interessiert.
Das bekommt ihr wie gesagt in schönen Filmen präsentiert, die sich so durch das ganze Spiel ziehen und somit die Geschichte eures Protagonisten erzählen. Hat mir sehr gut gefallen, wirklich stimmungsvoll und atmosphärisch gemacht.
'Eine der zahlreichen fast filmreifen Sequenzen...'
Nachdem ihr also einen Einblick in die Lage erlangt habt, gehts auch schon los - ihr bekommt ein oder zumeist zwei mögliche Ziele vorgestellt, die ihr innerhalb einer bestimmten Zeit erreichen solltet. Je nachdem welches Ziel ihr wählt, entwickelt sich die Story dann natürlich anders.
Zumeist bestehen diese Zielvorgaben im erobern bzw. unterwerfen eines anderen Fürsten, können aber auch den Abschluß von Bündnissen etc. beinhalten. Geht ihr nicht den diplomatischen Weg, heißt es schnell eine Armee mit Offizieren auszurüsten und diese dann auf der China-Karte auf die Reise zu schicken. Treffen sie unterwegs bzw. am Zielort auf eine feindliche Armee kommt es zu einer Schlacht - genau das, was Dynasty Tactics ausmacht.
'Die China-Übersichtskarte...'
Und den Zusatz 'Tactics' hat das Game nicht umsonst im Namen. Schon zu Beginn müsst ihr eine Formation für eure Truppen auf dem ähnlich eines Schachbretts gestalteten Schlachtfeld auswählen. Je nach Formation erhaltet ihr dann auch eine weitere Taktik, worauf ich aber etwas später nochmal eingehe.
Gezogen wird nun nach der Reihe und zwar immer die Einheit mit der höchsten Moral zuerst. Je nach Einheiten (von denen leider nicht mehr als 8 je Fürst auf dem Schlachtfeld sein dürfen) solltet ihr nun taktisch vorgehen, denn sonst ist der Traum von der Herrschaft über China schnell ausgeträumt. So empfiehlt es sich durchaus richtige Formationen zu bilden, Bogenschützen beispielsweise aus zweiter Reihe feuern zu lassen, während die Infantrie den Feind von den im Nahkampf empfindlichen Bogenschützen fernhält.
Führt der Feind nun berittene Truppen in die Schlacht, heißt es schnell reagieren und die eigene Kavallerie bereit zu machen, denn sonst werden eure Fußsoldaten überritten und/oder niedergemetzelt.
Jeder Truppentyp hat also seine eigenen Vor- und Nachteile, aber auch Taktiken. Und das habe ich vorhin schon angesprochen, neben normalen Angriffen könnt ihr auch Taktiken einsetzen. Das sind bestimmte Angriffsmuster, wie beispielsweise ein Flankenangriff, ein Hinterhalt oder aber auch das Einschüchtern (Verlust von Moral) des Gegners.
Wer seine Truppen geschickt postiert hat, kann so auch richtige Combo's vollführen und die fliehenden Truppen eines Gefecht gleich mit einer zweiten oder gar dritten Taktik bearbeiten. Das diese Taktiken natürlich in ihrer Wirkung viel stärker als normale Angriffe sind muß glaube ich nicht extra erwähnt werden...
Ein grafisches Schmankerl wird euch übrigens beim ausführen dieser Taktiken geboten. Denn das ganze wird bildlich dargestellt und so seht ihr richtig, wie sich eure Reiter mit einem Flankenangriff in die gegnerische Armee bohren, oder aber wie eure Bogenschützen ihre Feuerpfeile auf den Feind abfeuern. Auch hier grafisch und atmosphärisch wieder sehr schön gemacht - nicht erst seit Kessen II wissen wir ja das KOEI ein Händchen für solche Dinge hat.
'Zwei Armeen treffen aufeinander...'
Eine Schlacht ist dann schließlich zuende wenn entweder alle Truppen des Feindes aufgerieben sind (logisch!) oder aber der Anführer gefallen ist. Deshalb solltet ihr mit eurem möglichst vorsichtig umgehen und ihn nicht gleich in der ersten Angriffswelle verheizen.
Andererseits haben auch kleinere und auf den ersten Blick unterlegenere Armeen mit guter Taktik die Möglichkeit eine verloren geglaubte Schlacht noch zu ihren Gunsten zu wenden.
'Der Feind ist eine Combo gerannt und muß starke Verluste hinnehmen...'
Und diese Schlachten sind quasi das Herzstück von Dynasty Tactics. Deshalb denke ich das man schon Strategiefan sein muß um mit dem Spiel 'warm zu werden'. Ich persönlich bekenne mich zu dieser Spezies und hatte wirklich viel Spaß beim testen. Auch diese Prise RPG die durch die Story mitreingebracht wird motiviert immer wieder, weil man wissen möchte wie es denn nun weitergeht mit der Geschichte. Da kann man sagen was man will, aber Koei besteht einfach das Handwerk.
Technisch hat man die PS2 mit Sicherheit nicht bis an die Grenze ausgenutzt. Trotzdem sehen die Grafiken recht anschaulich aus und auch die typisch chinesische Hintergrundmusik passt genau zum Szenario. Im Schlachtengetümmel weicht die Musik dann oft dem Kampfeslärm und Geschrei der Männer, was verdammt gut zur Atmosphäre beiträgt.
Übrigens sind die Videosequenzen zwischen den Schlachten komplett in englischer Sprache gehalten, dafür aber mit deutschen Untertitel ausgestattet. Im Spiel selbst ist sonst aber alles ohne nennenswerten Fehler eingedeutscht worden.
Tja, was soll ich sagen? So einen Titel wünscht man sich als Strategiefan und muß ihn einfach liebhaben. Am besten schließt man nach dem Kauf gleich ein paar Stunden in seinem Zockerzimmer ein, um ja nicht während einer wichtigen Schlacht gestört zu werden. ,,,-)
Spielernaturen die mehr auf Action aus sind sollten womöglich besser einen Bogen um das Game machen, da hier doch eindeutig Taktik & Strategie im Vordergrund steht. Wem das jedoch zusagt - ZULEGEN!