Lost Planet: Extreme Condition im Test

PlayStation3
Dass es bei Spielen von Capcom nicht gerade zimperlich zugeht, dürfte mittlerweile jedem bekannt sein. Neben Zombies und Geistern will uns der Onimusha-Serien Entwickler Keiji Inafune dieses Mal in die unfreundliche Umgebung eines Eisplaneten entführen und mit Lost Planet: Extreme Condition überzeugen. Nach gut einjähriger XBox-Exklusivität erscheint Capcoms Vorzeige-Geballer auch für PlayStation 3. Was taugt die Portierung?
Am Beginn der über 12 Missionen gehenden Single-Player-Kampagne wird einem schon sehr schnell klar, dass dies kein Zuckerschlecken werden wird. Wir befinden uns auf dem Planeten E.D.N. III, welcher von den Menschen nach einer Erdkatastrophe kolonialisiert wurde. Irgendwann kommt es in der Vergangenheit zu einer Invasion von „Akriden“, welche man als Sammelsurium aus Starship-Troopers, Dune & Matrix Viechern bezeichnen kann und die fortan für mächtig Gefrierschranktemperaturen sorgen. Angeführt wird diese Schar von bösartigen Angreifern von einem Obermotz, den die Soldaten als „grünes Auge“ bezeichnen. Dieser kommt natürlich hier gleich mal zum Einsatz und als tutorial mitgespieltes Ende vom Einstiegslied seht Ihr noch, wie Euer Vater Gale Holden vom „grünen Auge“ getötet wird. Euch selbst (Wayne) erwischt es dabei auch recht hart und bei Eurem nächsten Erwachen fehlt Euch bis auf die Erinnerung an „Grünauge“ jede Erinnerung.

Ihr hattet das Glück, von „Luka, Yuri und Rick", welche eine kleine Gruppe Schneepiraten darstellen, gefunden zu werden. Am Arm Eures Anzuges befindet sich ein Interface, welches dank „Yuri“ nun in der Lage ist, vorhandene Thermalenergie umzuwandeln und direkt in Euren Körper zu leiten. Wenn Ihr fortan einen Gegner ins Jenseits befördert, hinterlässt dieser temporär seine Thermalenergie, die von Euch eingesammelt werden kann. Diese ist im Grunde eine Art Schutzschildenergie von Euch, welche durch die extreme Kälte oder Angriffe allerdings abnimmt. Ist diese auf Null gefallen, sinkt Eure hauseigene Lebensenergie ab. Was hier passiert, wenn diese zu Ende geht, sollte jedem klar sein.




Ihr habt nun natürlich das Ziel, „Grünauge“ für den Tod Eures Vaters büßen zu lassen und Yuri´s Truppe will Euch hierbei behilflich sein. Da eine Hand die andere wäscht, sollt Ihr an mancher Stelle natürlich auch etwas für sie erledigen. Zur allgemeinen Gefahrensteigerung gibt es hier neben den „Akriden“ auch noch schlecht gelaunte „Schneepiraten“, welche im Grunde aus ehemaligen Kolonisten bestehen, die nach den ersten Angriffen der damals noch nicht zu schlagenden „Akriden“ zurückgelassen wurden. Durch die mittlerweile mögliche Nutzung der Thermalenergie waren die Menschen aber plötzlich in der Lage, viel stärkere Kampfwaffen zu entwickeln, die so genannten „Vital Suits“ kurz VS genannt. Diese Mech-Einheiten gibt es in verschiedenen Ausführungen und sind richtig schwer bewaffnet. Leider werden dieses „Mechs“ auch von einer undurchsichtigen Militärgruppe namens „NEVEC“ benutzt. Wie sich im Verlauf des Spiels herausstellt, macht Yuri mit diesen sogar gemeinsame Sache, da beide das Ziel haben, die „Akriden“ auszumerzen, was mal eben durch die globale Erwärmung des Planeten passieren soll. Gut, dass Euch hier wieder einfällt, wie man so ein gutes Stück steuert. Das erste Puzzleteil zur Wiederherstellung Eures Gedächtnisses ist gefunden.


Es gibt also viel zu tun und Eurer Job ist es nun, kräftig mit anzupacken. Dies fängt in der Regel immer zu Fuß und (traurigerweise) jedes Mal mit der Standard-Waffe an. Neben verschiedenen Gewehren gibt es hier auch nette Granat- & Raketenwerfer, die eindrucksvolle Explosionen auf den Bildschirm zaubern. Gerade auf HD-Geräten kann man hier die Hitze schon fast spüren, wobei auch SD-Bildschirm Besitzer kein Grund zur Klage haben werden. An manchen Stellen findet sich dann auch ein oder mehrere „VS“, die von Euch bestiegen und genutzt werden können. Neben Laufen und mächtig Munition/Laser/Raketen verstreuen können diese zum Teil springen, kurze Strecken gleiten oder sich auf Knopfdruck in eine Art Raketenschlitten verwandeln. Gerade letztere Variante bringt Euch dann schnell über eine Fläche, die zu Fuß im tiefen Schnee viel Zeit und Thermalenergie kostet. Eine „wenn auch temporäre“ Sprintfunktion wäre hier schon wünschenswert gewesen. Sitzt Ihr in einem „VS“, sammelt Ihr natürlich auch die Thermalenergie ein. Das Gerät braucht hier natürlich einiges mehr auf 1km, aber die damit vernichteten größeren Ziele hinterlassen ja auch entsprechend größere „Flecken“. Am Boden finden sich ab und an auch andere bzw. weitere Waffen, die per B-Knopf schnell an Euer Gerät montiert und einsatzbereit geschaltet sind. Der „5. Element“ Begriff “mächtiger Badabum“ erhält in Lost Planet auf jeden Fall eine neue Dimension.

Die Horden von Gegnern werden einem sicherlich mehr als einmal einen Schrecken einjagen, wobei auf „normalem“ Schwierigkeitsgrad die kleineren „Akriden“ & Schneepiraten schon ein wenig Kanonenfutter-Touch haben. Sobald Ihr aber in Mission 3 den ersten großen „Schneewurm“ vor Euch aus dem Boden schießen seht oder die ersten Mechfights auf der Tagesordnung stehen, ist es vorbei mit dem Spaß. Hier geht es Euch schnell ans Leder und die ein oder andere Wiederholung ist sicherlich vorgeplant. In diesem stark schwankenden Schwierigkeitsgrad liegt leider eins der Mankos des Spiels. Ist Euer „VS“ zu stark beschädigt, könnt Ihr über das schnelle Drücken des B-Button einen Notausstieg vornehmen. Auf Eurem Weg gilt es nun, auch immer spezielle Sonden zu finden und zu aktivieren, da diese Euch die grobe Richtung zum nächsten „Waypoint“ anzeigen. In den Level finden sich dann auch versteckte Medaillen, die Ihr aufnehmen könnt. Hierzu braucht man nur einen kurzen Schuss darauf abzugeben. Unter dem ständigen Zeitdruck der eiskalten Temperaturen liegt es nun also an Euch, Eure Rache und Euer Gedächtnis wieder zu erhalten. Solltet Ihr es schaffen, dass sich die Thermalenergieleiste vollständig füllt, schalten sich im Spiel noch ein paar geheime Dinge frei!

Neben oder nach der Single-Player-Kampagne könnt Ihr Euch dann mit bis zu 16 Spielern heftige Gefechte via PlayStation Network antun. Auf verschiedenen Maps, welche bunt gemischt auf offenem Gelände, in alten Fabriken oder in Lagern der Schneepiraten verteilt sind, habt Ihr die Wahl zwischen vier verschiedenen Modi. Dieses wären „Eliminierung & Team Eliminierung“ (die üblichen Deathmatch Modi), „Stationen besetzen“, welches etwas strategisches Geschick verlangt und „Flüchtling“, in dem es heißt, so lange wie möglich gegen den Rest der Spieler zu überleben.


Vermochte Lost Planet: Extreme Condition auf der Mutter-Hardware noch für den gewissen Aha-Effekt zu sorgen, so ist auf der PlayStation 3 von der grafischen Güte nicht viel übrig geblieben. Verwaschene Texturen und Framerate-Einbrüche sind der PlayStation 3 einfach unwürdig. Auch wirken die Explosionen ein Jahr nach der ursprünglichen Veröffentlichung nicht mehr annähernd so imposant. Netto bleiben eine eher durchschnittliche Optik und ein Capcom-typisch gelungenes Charakterdesign.

Soundtechnisch gibt es ebenfalls mächtig was auf die (am besten 5.1) Ohren. Vom Waffengeräusch über das Stapfen im tiefen Schnee, den Angriffsgeräuschen der Gegner, den mächtigen Explosionen bis hin zur gelungenen englischen Sprachausgabe (mit deutschen Untertiteln) wird alles erfüllt, was das Zockerherz begehrt, Die musikalische Untermalung rundet diese Rubrik dann perfekt ab, was einer Wertung im oberen Bereich einen verdienten Platz einbringt.



Mit dem jederzeit einsetzbaren Gleithaken lassen sich fast alle höher gelegenen, teils strategisch wichtigen Punkte erreichen. Zudem könnt Ihr schnelle 90° Wendungen hinlegen, über die Trigger wird geschossen und die Granaten verteilt, welche es ebenfalls in verschiedenen Ausführungen gibt. Ein bisschen Abzug gibt es hier für die fehlende Sprintfunktion sowie die Problematik bei harten Treffern oder Eruptionen. In diesen Fällen verliert Ihr nämlich eine kurze Zeit die Möglichkeit der Kontrolle und ehe man sich versieht, erwischt einen oft schon die nächste Ladung. Hinzu kommt, dass die Explosionen oder der daraus entstandene (toll aussehende) Rauch Euch recht lange die Sicht nehmen, bevor Ihr selbst wieder zum Schuss kommen könnt. Hier kann es schon einmal etwas Frust geben.

Stefan meint:

Stefan

Schade eigentlich! Was hab ich neidisch auf meine XBox-Kollegen geschielt, als diese einst in Lost Planet durch fotorealistischen Schnee stapfen durften. Doch von früherer Euphorie ist nur die verkorkste Umsetzung eines Kult-Games geworden. Verpixelte Texturen und eine konstant niedrige Framerate vermiesen Kennern des Originals die Laune. Trotz diesem Fauxpas bleibt ein brauchbares Action-Geballer in japanophiler Storyline. Ein abwechslungsreiches Gameplay oder Rätsel solltet ihr aber nicht erwarten, hier wird wird lediglich Dauerfeuer geboten.

Positiv

  • Nette Storyline

Negativ

  • Recht monotones Gameplay
  • Schwache Umsetzung
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Lost Planet: Extreme Condition Daten
Genre Shooter
Spieleranzahl 1 - 16
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 27. Februar 2008
Vermarkter -
Wertung 7.7
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