Pinball Graffiti im Test

Saturn
Als Redakteur und langjähriger Spielefan und -sammler ist man schon auf die ein oder andere witzige Genrekreuzung gestoßen. Skurrile Spiele sind nichts Besonderes mehr. Ob man nun mit Giraffen durchs psychedelische Weltall fliegt oder Nackttänzerinnen ausweicht, alles schon mal gehabt. Witzig wird es erst, wenn völlig unerwartet Genrekreuzungen auftauchen. Preisfrage: Was hat Pinball mit Basketball gemeinsam? Wer keine Ahnung hat, liest weiter und lässt sich von Pinball Graffiti den Zusammenhang erklären…


Ihr seid ein hochtalentierter Basketball-Spieler in der Highschool, ja sogar ins Junior-All-Star Team wurdet ihr schon gewählt. Ihr seht euch einer großen Karriere entgegen, Basketball ist euer Leben. Doch eines Tages seht ihr ein Kind auf der Straße, auf welches ein Auto zurast. Heldenmutig und gesellschaftlich verantwortungsvoll wie ihr seid, werft ihr euch dazwischen, um das Kind zu retten. Das Kind ist gerettet und ihr findet euch im Rollstuhl wieder - aus der Traum vom Basketball und einer Karriere. Der Alltag wird grau und perspektivlos, die Highschool wird geschmissen, ihr landet arbeitslos, perspektivlos und motivationslos auf der heimischen Couch. Bis ihr eines Tages eine Kneipe betretet und einen Flipperautomaten seht und beschließt, der beste Flipperspieler der Welt zu werden…

Wer bereits hier den Autor für den Oscar des besten Drehbuchs vorschlagen möchte, der sei gewarnt, der Wahnsinn nimmt erst seinen Anfang. Wer ein nettes Flipperspiel für zwischendurch erwartet hat, ist bei Pinball Graffiti nämlich fehl am Platz, es handelt sich tatsächlich um ein komplexeres Adventure mit Pinball als Inhalt. Überraschenderweise – oder sollte man nach dem Intro sagen, weniger überraschend? – beinhaltet Pinball Graffiti einen waschechten Storymodus. In diesem findet ihr euch mit 10.000$ Startkapital ausgestattet (ganz schön viel für einen arbeitslosen Highschool-Abgänger, oder?) in eurer Heimatstadt Los Angeles wieder. Auf einer Karte habt ihr die Auswahl zwischen mehreren, größeren US-Städten, wo in regelmäßigen Abständen Pinball Turniere stattfinden. Diese gilt es zu gewinnen, um noch mehr Geld zu scheffeln und die Karriereleiter zu erklimmen.



Also flugs schnell die nächste Stadt ausgewählt, wo ein Turnier startet, und los geht’s! Doch halt! Erst braucht ihr ein Auto oder ein Flugticket! Immer wenn der Autor glaubte, ihn kann nichts mehr an verrückten Ideen überraschen, wird er eines Besseren belehrt. Also flugs in den Shop, denn dort wartet eine Rostlaube für 1000$ auf einen neuen Besitzer. Also Auto gekauft und mit netter Videosequenz in die nächste Stadt gereist. Dort angekommen, will man erst mal die Stadt erkunden (ja, auch das ist möglich). Da ein Spaziergang Kraft kostet, wurde auch daran gedacht dem Helden HP zu verpassen, die kontinuierlich mit Ausflügen abnehmen und durch Schlaf oder Pillen aufgewertet werden wollen. Hier und da erlebt ihr ein Zufallsereignis, welches ein wenig Story erzählt. Ab und an erinnert ihr euch an eure Wurzeln und habt mal Lust auf Basketball? Kein Problem – denn Pinball Graffiti bietet auch einen Basketball-Modus, in dem ihr um Geld gegen andere Menschen Basketball spielt. Ironischerweise legte man bei eben diesem Minigame wohl Wert darauf, die bleibenden Unfallschäden eures Charakters genau wider zu spiegeln, denn anders lassen sich die stocksteifen Animationen nicht erklären.

Achja, worum ging es noch? Pinball, richtig… Also Pinball Graffiti beinhaltet tatsächlich auch Pinball Tische, die aber allesamt relativ langweilig sind und sich zudem hektisch und übersichtslos spielen, da die Kamera nicht statisch ist, sondern gerne mal abrupt die Position wechselt, was euch schon die ein oder andere Kugel kostet. Zumindest sind 3 Tische enthalten, so dass wenigstens Abwechselung gewährleistet ist. Aber Abwechselung ist ja eh nicht der Schwachpunkt von Pinball Graffiti. Teilweise ziemlich witzig sind die irrwitzigen Punktevergaben. Da hat man allein durch ein paar wilde und planlose Flipperstöße schon mal gut und gerne 25 Mio Punkte und die Konkurrenz erzielt auch gerne locker mal 500 Mio Punkte, so dass man sich ein wenig in die frühe 20er-Jahre versetzt fühlt.



Grafisch und akustisch reißt Pinball Graffiti kein Bein aus und bleibt belanglos, wenn auch abwechslungsreich. Nette Anime-Zwischensequenzen untermalen den Storymodus und sorgen für den einen oder anderen Lacher.

Heiko meint:

Heiko

Pinball Graffiti ist total durchgeknallt. Die Symbiose aus Flipperspiel und Adventure ist so abgehoben, dass ich niemals auf die Idee gekommen wäre, dass so ein Spiel existiert. Pinball Graffiti macht nichts wirklich gut, aber allein der wagemutige Ansatz, ein Pinball-Spiel mit Umfang und einer 80er-Jahre Trashstory anzureichern, ist das Ganze wert. Wer schon alles gesehen hat und trotzdem noch überrascht werden will, kommt an Pinball Graffiti nicht vorbei. Nächste Woche im Kino der Kuriositäten: Highway 2000 – Wenn Strip Poker auf illegale Straßenrennen trifft…

Positiv

  • total verrückter Genremix
  • total verrückte Storyline
  • abwechslungsreich

Negativ

  • lächerliches Basketball Minispiel
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Pinball Graffiti Daten
Genre Flippersim
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit seit 1997
Vermarkter -
Wertung 7.5
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