Side Pocket im Test

Vielleicht ist es der gewisse Coolness-Faktor. Bei jazzigen Lounge Themes ein paar Kugeln schubsen. Unkompliziert. Und dabei einfach Abschalten. Das Spielkonzept war so erfolgreich, dass Side Pocket für nahezu jede Plattform der 80er und 90er Jahre portiert wurde - darunter auch das Super Nintendo. Für die Umsetzung auf das SNES zeigte sich übrigens Iguana Entertainment verantwortlich, die uns später das geniale Turok 2 (N64) bescherten.

Zurück zum grünen Tisch: Eine Story kann Side Pocket nicht vorweisen. Ihr reist von Stadt zu Stadt der USA und spielt in Kneipen und Bars. Um in die nächste Stadt zu gelangen, müsst ihr eine vorgegebene Punktzahl übertreffen. Positiv auf das Punktekonto wirken sich Sequenzen, in denen ihr jedes Mal eine weitere Kugel einlocht, aus. Oder aber ihr versenkt die Kugeln in der Reihenfolge ihrer Nummerierung aufsteigend (1...2....3). "Richtiges" Pool-Billiard wird hier nicht gespielt.

Das zeigt sich auch an zwei weiteren Dingen: Ihr besitzt eine bestimmte Anzahl an Leben. Versenkt ihr keine Kugel oder die Weiße, wird ein Leben abgezogen. Hinzu kommen Zufallsaufgaben. Beispielsweise in einem bestimmten Eck einzulochen. Oder eine bestimmte Kugel als nächstes zu versenken.

Beide Aspekte werden auch kombiniert: Wer z. B. einen Challenge Shot erfolgreich hinlegt, erhält drei Leben. Deutlich spendabler übrigens als die NES Version, da gibt es nur ein Leben. Allgemein ist der Schwierigkeitsgrad niedriger als bei der NES Fassung, bei der noch mehr Punkte zum Vorankommen notwendig waren. Keine Sorge, leicht wird es trotzdem nicht. Wer das nicht glaubt, der mag nur mal das 16-Bit exklusive "Trick game" aus dem Hauptmenü anwählen. Dort warten 15 Trickstöße darauf gemeistert zu werden. Knallhart. Trotz unbegrenzter Versuche. Aber wenn es letztlich geglückt ist, führt dies zu erhöhter Endorphinausschüttung seitens des Spielers :-)

Außerdem befinden zwei Zweispieler-Modi auf dem Modul: In der "Pockets" Variante duelliert ihr euch um die höchste Punktzahl, bei "9 Ball" wird nach Pool Regeln gespielt, allerdings mit weniger Kugeln. Die Steuerung der Stoßstärke klappt mittels Power-Balken einigermaßen akzeptabel, die Feinjustierung der Stoßrichtung mit dem Steuerkreuz des SNES Pads erfordert allerdings Geduld. Hier wäre ein Analogstick soviel hilfreicher. Auch wenn die L + R Tasten bei der Feinausrichtung helfen, manchmal will man einfach nicht den richtigen Winkel einstellen können.

Zudem rollen die Kugeln viel zu träge. So, als hätte sich schlagartig die Stärke der Erdgravitation verdoppelt. Das ist nicht unbedingt ein Problem, wenn man sich darauf einstellt. Trotzdem merkwürdig. Da liefen die Kugeln selbst auf dem NES schöner.