Alarm für Cobra 11: Crash Time im Test

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Es ist ja schon seit langem üblich, dass zu erfolgreichen Blockbustern Spieleumsetzungen in Auftrag gegeben werden. Das bedeutet im Normalfall schließlich zusätzliche Einnahmen für die Produktionsfirmen. Heutzutage aber werden sogar Spiele zu mittelklassigen Serien und Billig-Shows auf die schutzlose Spielergemeinschaft losgelassen und finden überraschenderweise immer wieder ihre Käufer.


Möglich ist das Ganze durch die inzwischen relativ geringen Entwicklungskosten solcher Spiele. Dafür "glänzen" sie aber auch durch sehr zweifelhafte Qualitäten und haben eigentlich nur einen Sinn: Mit möglichst wenig Aufwand möglichst vielen Fans das Geld aus der Tasche zu ziehen, ganz nach dem Motto "ein paar Blöde gibt es immer". Aber gilt diese Zielsetzung auch für den neusten Vertreter dieser Gattung, der neuesten Umsetzung der seit Jahren erfolgreichen RTL-Serie "Alarm für Cobra 11" mit dem Zusatz "Crash Times", oder hat der Titel doch mehr zu bieten?

Synetic, eine kleine deutsche Spieleschmiede, die sich auch schon für den Vorgänger 'Alarm für Cobra 11 - Nitro' und die meisten Versionen der Rennserie 'World Racing' verantwortlich zeigte, wurden auch diesmal von RTL auserwählt, sich um die Umsetzung zu kümmern. Selbige haben es auch wirklich geschafft, trotz winzigem Budget und wenig verfügbarer Mannschaft, einige brauchbare Aspekte in das Spiel zu integrieren. Was vor allem an der verwendeten Landscape-Grafikengine liegt, die auch heute noch wirklich gute und teilweise schöne Grafik auf den Bildschirm zaubert und das vor allem butterzart und schnell. Zwar stören einige Pop-Ups und nervöse Schatten in der Entfernung das verwöhnte Auge, aber wenn man sich halbwegs auf das Spiel konzentriert, sind selbige nicht weiter auffallend und damit nicht wirklich störend. Was aber stört ist ein wirklich böser Clipping-Fehler, der den komplett guten Eindruck wieder ziemlich herunter zieht, denn weicht man nur geringfügig von der Straße ab, um zum Beispiel eine Abkürzung zu nehmen und kommt dabei in ein Feld, wird die halbe Wagentextur durch Getreide ersetzt, was nicht nur stümperhaft und unprofessionell aussieht, sondern einfach nur ärgerlich ist.

Das Leveldesign gibt zum Glück keinen Anlass für Ärger, selbiges wurde nämlich mit viel Liebe zum Detail erstellt und bietet viel Abwechslung, vor allem die umfangreiche Stadt weiß zu gefallen. Aber auch hier gibt es Dinge, die den ersten positiven Eindruck wieder etwas schmälern. Denn leider ist die Stadt wie ausgestorben, kein einziger Fußgänger ist auf den Straßen unterwegs. Klar kann man nun argumentieren, dass es, bei unseren Fahrkünsten, für die Bevölkerung so besser und vor allem sicherer ist, aber ein fader Beigeschmack hat das Ganze dann doch. Vor allem wenn man in den Missionen Zeugen auf verschiedenen Plätzen befragen soll, es nur leider keine Zeugen an den entsprechenden Stellen gibt, also hält man an einem leeren Platz um daraufhin zum nächsten leeren Platz zu fahren. Hätte man sich wenigstens die Mühe gemacht einen einfachen hässlichen Platzhalter zu integrieren, so dass es wenigstens ein wenig glaubwürdiger geworden wäre und man den Willen hätte erkennen können... aber nein, man hat komplett darauf verzichtet, was ich persönlich wirklich schade finde.



Beim eigentlichen Gamplay handelt es sich weiterhin um ein Rennspiel, um das eine, eher unfreiwillig komische, Alibi-Story gestrickt wurde. Selbige wird noch nicht einmal durch wirkliche Zwischensequenzen erzählt, mit modellierten Figuren und sonstigem Ballast, sondern nur durch wilde und unmotivierte Kamerafahrten durch die Umgebung, unterlegt durch eine relativ gut gelungene Sprachausgabe. In dem Zusammenhang muss ich auch leider erwähnen, dass es sich bei den Sprechern nicht um die Originalbesetzung aus der Serie handelt, selbige wäre wohl einfach zu teuer geworden. Wobei ich das bei einer Auftragsproduktion nicht ganz nachvollziehen kann, RTL gibt den Auftrag das Spiel zu entwickeln, ist aber nicht fähig oder willig, die Originalsprecher IHRER Serie bereit zu stellen? Das sagt, meiner Meinung nach, schon einiges über deren Motive aus.

So müssen wir halt, ohne die Originalsprecher, die insgesamt neun Fälle lösen, wobei jeder Fall noch einmal in eine unterschiedliche Anzahl von Abschnitten eingeteilt ist, die man nach und nach absolviert. Nach jedem Abschnitt wird automatisch abgespeichert, so dass man sie, zum Glück, nicht in einer Session durchspielen muss. Ärgerlich ist hier aber ein anderer Designschnitzer, denn nach einer gescheiterten Mission ist die Markierung im darauf folgenden Menü automatisch auf 'aufgeben' und nicht auf 'wiederholen' gesetzt. So wird es sicher jedem ab und an passieren, dass er, im Eifer des Gefechts oder des Frusts, die Mission aus Versehen beendet und nochmal komplett von vorne beginnen darf. Das Spiel kommentiert diesen Fehler nur mit einem trockenen 'Sie haben den Fall nicht gelöst, vielleicht ja beim nächsten Mal'. Was dabei eine ganz besondere Freude ist, da man sich dann auch noch einmal die Zwischensequenzen antun darf, die man leider nur zum Teil abbrechen kann.

Ein weiteres Problem betrifft das Design der Missionen und zwar im speziellen die Verfolgungsrennen und die Abschnitte, bei denen man den Weg unter Zeitruck selbst bestimmen darf und muss. Was ja eigentlich ein lobenswerter Gedanke ist, doch leider auch ein frustrierender, sind die Straßenverläufe doch arg undurchsichtig und die Möglichkeiten einer späteren Korrektur stark begrenzt, so dass man nicht selten die Missionen mehrmals neustarten muss, bis man endlich den richtigen Weg gefunden hat. Hier hätte eine Übersichtskarte das schlimmste verhindern können, doch leider wurde eine solche nicht in das Spiel integriert. Nur eine kleine Minimap in der rechten oberen Ecke hat es in das Spiel geschafft, welche aber leider viel zu klein ist und der Zoomfaktor zu gering um eine wirklich brauchbare Hilfe darzustellen. Vor allem hat man im laufenden Spiel sowieso kaum die Gelegenheit sich großartig damit zu beschäftigen. So rast man dann, öfter als es einem lieb ist, desorientiert durch die Gegend und hofft, dass man zufällig die richtige Straße erwischt hat und man nicht später wieder in einer Sackgasse fest hängt oder sie plötzlich einen Schwenker in die falsche Richtung macht.

Erschwerend kommt dabei noch hinzu, dass die verschiedenen Level im Spielverlauf einfach zu wenig Abwechslung bieten und immer nach dem gleichen Schema ablaufen. So fährt man unter Zeitdruck zu einem Tatort und bekommt dort ein paar Zeilen Text vorgelesen. Danach muss man zu einer anderen Stelle, bekommt dort wieder Text vorgelesen, verfolgt dann - wieder unter Zeitdruck - einen Wagen, wieder Text, wieder unter Zeitdruck zu einem anderen Ort usw. Das Ganze wird dann doch ziemlich schnell langweilig und zum Teil frustrierend, dank der anderen Spielspaß killenden Aspekte des Spieles, mit denen man zu oft konfrontiert wird. Leider kann auch der vorhandene Multiplayer Modus nichts herausreißen, da komplett auf eine Xbox Live Unterstützung verzichtet und nur ein 4 Spieler Splitscreen Modus (auf dem PC 2 Spieler) integriert wurde, was einfach zu wenig ist für die heutige Zeit.

Wobei ich dem Spiel insgesamt jetzt sicherlich nicht einen gewissen Spielspaß absprechen will, anfangs ist es nämlich schon motivierend, über die Autobahnen zu rasen und sich seinen Weg durch die Autokolonnen zu bahnen, auch dank der gut gelungenen Steuerung. Aber umso länger man spielt, desto mehr nerven die Schwachstellen des Titels und desto weniger reicht die Motivation aus, sich ihnen weiterhin auszusetzen.

Zum Schluss will ich noch kurz auf die Neuerungen eingehen, die die Macher dem Titel bei der Umsetzung vom PC spendiert haben. Denn es gibt nicht nur einen komplett neuen Fall zu lösen, sondern auch vier neue Fahrzeuge und fünf neue Strecken zum Erkunden. Außerdem wurde die Grafik ein wenig aufpoliert und nutzt nun sogar das Shader 3.0 der Xbox 360

Carsten meint:

Carsten

 Einerseits habe ich wirklich tiefen Respekt davor, was Synetic mit so wenigen Leuten und Kapital auf die Beine gestellt hat. Andererseits wird der Titel fast zum Vollpreis verkauft und steht somit natürlich auf breiter Front der Konkurrenz direkt gegenüber und kann dabei gegen die Mehrzahl einfach nicht bestehen.

Positiv

  • Gelungene Grafik
  • Abwechslungsreiche Schauplätze
  • Brauchbares Fahrverhalten

Negativ

  • Eintöniges Gameplay
  • Keine Originalsprecher
  • Keine Xbox Live Unterstützung
Userwertung
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Alarm für Cobra 11: Crash Time Daten
Genre Racing
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 08.05.2008
Vermarkter RTLPlaytainment
Wertung 6.1
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