Two Worlds im Test

Xbox 360Xbox
Oblivion den Kampf ansagen – das hatten sich die Entwickler von Two Worlds vorgenommen. Vier Monate nach der PC-Fassung ist nun, nach zahlreichen Verschiebungen, auch endlich die Xbox 360-Fassung des Spiels auf dem Markt erschienen. Wir lassen euch wissen, warum nur absolut ausgehungerte Liebhaber von „westlichen Rollenspielen“ mit Two Worlds ihren Spaß haben werden...
Direkt nach dem Einlegen der Spiel-Disc von Two Worlds in das Xbox 360-Laufwerk wird deutlich, dass es sich hier um einen Titel handelt, der in erster Linie für den PC entwickelt wurde und dann relativ lieblos umgesetzt wurde. Gut, das mit dem „lieblos“ stellt sich erst im Verlauf des Spiels heraus, aber alleine schon das Interface des Titels macht deutlich, dass man für den vollen Two Worlds-Genuss nah an einem Monitor sitzen muss und nicht zwei Meter vom LCD entfernt auf dem Sofa. Selbst auf einem HD-Bildschirm mit ordentlicher Größe ist es nahezu unmöglich, kleinere Bildschirmtexte mit wichtigen Beschreibungen usw. zu lesen – von der Minimap auf dem eigentlichen Spielbildschirm ganz zu schweigen. Besonders letzteres kann zum gravierenden Problem werden, denn die Spielwelt von Two Worlds ist enorm groß – Orientierungslosigkeit und ungewolltes Backtracking sind quasi vorprogrammiert. Auch im Inventar merkt man schnell, dass hier eigentlich mit einer Maus gespielt werden soll, da jegliche Items einzeln ausgewählt und angeklickt werden müssen... mit dem Pad kommt hier kein Komfort auf. Wer gute Nerven hat mag diese Mängel verkraften und nach sich nach ein bis zwei Spielstunden vielleicht sogar schon dran gewöhnt haben...



Was die Story angeht bringt euch Two Worlds eine für diese Art von Genrevertretern klassische Hintergrundgeschichte. Ein Krieg zwischen Menschen und Orks hat das Land Antaloor Jahre lang in Angst und Schrecken versetzt, bis es gelang, den Ork Gott Aziraal in einem magischen Grab gefangen zu halten. 300 Jahre später, zu Beginn der Handlung von Two Worlds, ist eine Gruppe von Zwergen während einer Minen-Expedition eventuell auf das Grab des längst vergessenen Bösewichts gestoßen – eine Tatsache, die die Beziehung zwischen Orks und Menschen erneut anspannt. Euer Alter Ego hat mit diesem ganzen Hin und Her eigentlich nichts zu tun, denn eure Schwester ist entführt worden und eigentlich habt ihr wahrlich andere Sorgen. Wie in anderen „Open World Rollenspielen“ habt ihr auch in Two Worlds die Wahl – direkt in die eigentliche Storyline einsteigen oder vielleicht doch lieber erstmal ein paar kleine Nebenquests erledigen? Im Gegensatz zu Oblivion gibt es bei Two Worlds übrigens kein Level-Balancing oder ähnliches, sprich ihr braucht die Erfahrungspunkte aus vielen Sidequests, um im späteren Verlauf der Mainquest noch Land zu sehen.

Zum Einstieg des Spiels müsst ihr natürlich zuerst einen Charakter erstellen. Dieser ist zwingend männlich und viele Optionen zur Individualisierung gibt es auch nicht gerade, Klassen oder ähnliches brauchen nicht ausgewählt zu werden. Lediglich Attributs- und Skillpunkte müssen beim Anstieg der Level verteilt werden, wodurch sich euer Charakter gewissermaßen nach euren Vorstellungen formen lässt. Wer einen Kämpfer will, pusht die Kraft- und Vitalitätsfähigkeiten, während Hobbymagier alles auf Willenskraft und ähnliches setzen. In Sachen Waffen, magische Items, Zaubersprüche usw. gibt es in Two Worlds kaum Einschränkungen – lediglich einige „Hardware“ ist mit bestimmten erforderlichen Dingen versehen, so dass die wirklich starken Zauberstäbe z.B. auch nur von Charakteren benutzt werden können, die was damit anstellen können. Alle Charaktere können jedoch den Alchemie Topf benutzen, der im Inventar zu finden ist und mit dem sich anhand von diverser Einzelzutaten Heiltränke und andere hilfreiche Elixiere brauen lassen. Optional lassen sich jene auch mit Giften oder ähnlichem „verfeinern“. Weitaus weniger Optionen gibt es in den Dialogen mit NPCs, die gleichen Antworten und Gesprächsschemen wiederholen sich ständig und lassen euch schon bald stöhnen.



Die 3rd Person Perspektive erlaubt es euch, im Kampf schnelle Buttonmashing-Attacken auszuführen, wodurch zumindest zu Beginn des Spiels in den Kampfsituationen nicht großartig nachgedacht werden muss. Nahkampfspezialisten können schöne Combos ausführen und so den Bildschirm recht schnell leer räumen. Auch das Magie-System ist recht einfach gestrickt und umfasst eine schnelle Melee Option sowie Sprüche, die über Karten ausgesprochen werden können. Simples Handling heisst aber nicht, dass ihr nicht gefordert werdet, denn auf den Mittel- und Schwer-Schwierigkeitsgraden überlebt ihr nur lange, wenn viel ausgewichen und hin und wieder auch mal weggelaufen wird. Ordentliches Timing für eure Angriffe ist ebenfalls von Vorteil. Wer stirbt, wird an einem der vielen Schreine in Antaloor wiederbelebt. Angesichts der Größe und Länge von Two Worlds ist die Vielfalt in Sachen Gegner ein bisschen mager – es scheint, als ob ihr ständig die gleichen Gruppen von Wölfen, Bären oder Wildschweinen in der Wildnis begegnet. Das ist generell schon nervig, aber da ihr nach kurzer Spielzeit schon genug Erfahrung gesammelt habt um diese Viecher mit einem Hieb zu erlegen, wirkt es irgendwann einfach nur noch blöd. Neben den Begegnungen mit diesen Waldbewohnern trefft ihr natürlich auch auf das klassische Fantasy Cast bestehend aus Orks, Zwergen, Skeletten, Drachen usw.

Deutlich mehr Abwechslung gibt es bei den Quests – und darum geht es immerhin in erster Linie. Eine unüberschaubare Anzahl von Aufgaben ist über die ganze Welt von Two Worlds verteilt: von einfachen Botendiensten zur Aufklärung eines Mordes, vom Stehlen von Unterwäsche bis zum Sammeln bestimmter Kräuter und Ausrotten diverser Orkstämme – hier liegt die Stärke des Spiels. Verstärkend kommt hinzu, dass die meisten Quests gut in die Story eingebunden sind bzw. hinter vielen Aufträgen glaubwürdige Gruppen stehen wie z.B. die ritterliche Bruderschaft, verschiedene Gilden usw. Um in der Welt voran zu kommen bedient sich eurer Charakter an Teleports und Pferden. Eine Besonderheit von Two Worlds ist definitiv die Online Option, die in der Xbox 360-Fassung aber eher enttäuschend daher kommt. Ein paar „Host or Join“ Spielchen wie Deathmatch (hektisches Rumgekloppe), Monster Hunt (immerhin mit einem bestimmten Ziel) und eine RPG Option, bei der ihr mit bis zu sieben Freunden euren Charakter durch das Erledigen von kleinen Quests weiterentwickelt, werden geboten. Abgesehen von der mangelnden Attraktivität dieser Modi lagt das ganze dann auch noch meist richtig übel, so dass man für Online RPG Action weiterhin lieber zu den bekannten PC-Vertretern greifen sollte...

Auch in Sachen Technik und Präsentation kann Two Worlds nicht wirklich begeistern. Der Grafikstil ansich hat mir ja sogar noch gefallen, mit riesigen Gebirgsketten, begrasten Hügeln und recht detaillierten Monstern... doch die Xbox 360-Fassung von Two Worlds hat extreme Frame Rate Probleme, die das Spiel meiner Meinung nach stellenweise fast schon unspielbar werden lassen. Besonders in Kämpfen wird dies richtig nervig, wenn man wegen solcher technischer Mängel ordentlich auf die Mütze kriegt und nichts dagegen tun kann. Kurze Ladezeiten während eurer Exkurse sind zu verkraften, doch manchmal stockt das Spiel auch ohne die Lade-Anzeige, was auf zusätzliche Bugs schließen lässt. Beim Sound sieht es nicht ganz so übel aus, vor allem die Dialoge voller „Helden Klischees“ können hin und wieder noch ein Lächeln auf das Gesicht des Spielers zaubern – falls euch die völlig daneben liegenden Lippenbewegungen nicht schon vor lauter Augenrollen vom Sofa gehauen haben.



Two Worlds (Xbox 360) - Trailer
(click play to start)



Machen wir’s kurz: Wer auf ein neues Oblivion hofft, wird von Two Worlds maßlos enttäuscht. Das heisst aber nicht, dass es sich hierbei generell um ein schlechtes Spiel handelt. Wer das Genre wirklich liebt und unbedingt neues Futter braucht, wird mit der riesigen Spielwelt von Two Worlds und den vielen Möglichkeiten in Sachen Quests definitiv Spaß haben. Vorausgesetzt ihr könnt über die heftigen technischen Mängel hinweg sehen...

Positiv

  • Riesige Spielwelt, viele Quests
  • Interessanter Online Modus...

Negativ

  • Technisch höchst unsauber
  • ... der ohne dedicated Server auskommen muss
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Two Worlds Daten
Genre -
Spieleranzahl 1-8
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 31. August 2007
Vermarkter Zuxxez
Wertung 6.6
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