Guitar Hero World Tour im Test

PlayStation3
Wer in einer Band spielen möchte, aber weder Zeit, Lust oder Talent dazu hat das Spielen eines Instrument zu erlernen, hatte früher ein Problem. Heutzutage greift man einfach zum Guitar-Controller oder setzt sich an das mit der Konsole verbundene Elektro-Schlagzeug. Mit Zocker-Freunden kann man so seine eigene "virtuelle" Band aufbauen und viel Spaß miteinander haben - was die Erfolge von Rock Band und Guitar Hero deutlich zeigen, wobei zweiteres bis dato nur das Saiteninstrument anbot. Dies soll sich nun ändern - ein eigenes Bandgame kommt pünktlich zu Weihnachten in den Einzelhandel.
Womit wir den größten Unterschied zwischen den Guiar Hero-Vorgängern und World Tour natürlich auch direkt angesprochen haben. Anstatt nur noch mit der Gitarre um den Hals vor dem Fernseher abzurocken, können nun bis zu vier Spieler gleichzeitig rockige Töne aus dem Zubehör quetschen. Wie bei Rock Band verteilen sich die Rollen auf die Lead Gitarre, die Bass Gitarre, das Schlagzeug und das Mikrofon für den Sänger. Wer nicht in einer großen WG wohnt kann natürlich auch im Singleplayer jederzeit nur eines der Instrumente spielen oder einfach das PlayStation Network erkunden und als Solokünstler gegen andere Spieler weltweit antreten – oder euch mit Freunden online zur ultimativen Superband zusammenschließen. Das großartige Gefühl, welches man mit einem Freund bei vorigen Guitar Hero-Titeln als Gitarre / Bass-Duo bereits hatte, wird also einen großen Schritt weitergetragen. Wenn vier Erwachsene Männer im Wohnzimmer vor dem Fernseher so richtig die Sau raus lassen, es bestialisch nach Schweiss stinkt und einer von euch mit seiner tiefen Stimme eine ganz fürchterliche Interpretation von Bon Jovi's Livin' on a Prayer abliefert, habt ihr den Sinn des Spiels verstanden. Viel besser kann es nicht mehr werden...



Guitar Hero World Tour ist in verschiedenen Bundles erhältlich. Das Band Bundle kommt mit einer kabellosen Gitarre (selbstverständlich ein neues Modell für World Tour), einem kabellosen Drum Set sowie einem Logitech USB-Mikrofon. Das Spiel ansich ist auch einzeln erhältlich, so dass all diejenigen unter euch, die schon die ein oder andere Plastikgitarre oder ein anderes Drumset im Wohnzimmer stehen haben, nicht noch mehr Platz für die Musikspielsammlung opfern müssen. Auch wenn ihr in diesem Falle die neuen Features der World Tour-Gitarre nicht erleben werdet, würden wir euch fast schon zu früheren Zubehörmodellen bzw. Konkurrenzprodukten aus dem Hause E.A. raten, denn die Instrumente aus Guitar Hero World Tour haben unsere Erwartungen definitiv nicht gefüllt. Während das Drumkit unter zu sensiblen oder überhaupt nicht reagierenden Cymbals und einem inkonsequenten Bass Pedal leidet, versagten Fret Buttons und Strum Bar der Gitarre bei uns nach gerade mal zwei Wochen Spielzeit. Da das Bandset mit 199 Euro ein nicht zu ignorierendes Loch in den Geldbeutel schneidet, ist dies schon ziemlich ärgerlich – vor allem da man eigentlich aus den Fehlern der Konkurrenz hätte lernen sollen, schließlich waren die Erstauslieferungsmengen des Rock Band Drumkits z.B. auch alles andere als fehlerfrei.



Das größte neue “spielerische Feature” von Guitar Hero World Tour ist das Musikstudio. Hier können Hobbymusiker ihre eigenen Lieder einspielen, sie anschließend bearbeiten und bei Gefallen auch mit der Online Community teilen. Im gleichen Zuge können natürlich auch Kreationen anderer Spieler via PSN heruntergeladen werden. Insofern ihr die Zeit und Geduld habt, die sehr umfangreichen Tutorials zu diesem neuen Modus durch zu arbeiten, erwarten euch erstaunlich gute Resultate. Bevor es soweit ist muss aber wirklich extrem viel Zeit investiert werden, vor allem wenn ihr vorher nie ein echtes Instrument gespielt habt. Die größte Enttäuschung in diesem Zusammenhang ist sicherlich, dass es im Musikstudio nicht möglich ist, Vocals einzusingen oder Texte hinzuzufügen, so dass ein gewisserer bitterer Nachgeschmack bleibt – denn im Endeffekt klingen zuviele Songs wie die Millionen von durchschnittlichen MIDI Datein im Netz...

Selbstverständlich verfügt auch Guitar Hero World Tour über einen Karrieremodus, doch dieser gestaltet sich anders als bislang bekannt, denn nun werden festgelegte Setlists gespielt. Ihr habt zwar eine kleine Auswahl im Sinne von “Welches Set spiele ich als nächstes?”, doch eine eigene Zusammenstellung ist in der Karriere nicht möglich. Das heisst auch, dass dieser Modus für die schnelle Rockeinlage zwischendurch nicht im geringsten geeignet ist, denn mit den Sets seit ihr immer eine Weile beschäftigt, bevor ihr das Instrument wieder alleine lassen könnt.

Wie gehabt ist es euch möglich, einen eigenen Rocker zu erstellen, eigene Instrumente zu basteln und auch bekannte Künstler wie Jimi Hendrix, Sting oder Ozzy Osbourne sind im Spiel mit dabei. Über 80 Songs (alles Master Tracks) haben es auf die Guitar Hero World Tour-Disc geschafft, die sämtliche Genres abdecken und einen guten Mix darstellen. Bekannte Künstler und Bands wie The Eagles, Metallica, Michael Jackson, Van Halen, Lenny Kravitz, Sting, Oasis, No Doubt, Nirvana, Coldplay, The Doors, Korn, Foo Fighters u.v.m. sind im Spiel vertreten, so dass wirklich für jeden Geschmack ein paar Songs dabei sein sollten. Nachdem vorige Guiar Hero- und Rock Band-Episoden die ganze Microtransaction-Geschichte erst richtig ans Laufen gebracht und bei den Machern für Einnahmen in ungeahnter Höhe sorgten, umfasst natürlich auch World Tour einen Shop, in dem ihr euch neue Songs kaufen und herunterladen könnt. Jede Woche erscheinen neue Tracks, die die World Tour Track List weiter wachsen lassen. Sehr schade ist an dieser Stelle, dass abgesehen vom neuen Metallica Album keine DLC Tracks von Guitar Hero 3 kompatibel zu World Tour sind... hier hat Electronic Arts mit Rock Band 2 deutlich bessere Arbeit geleistet!



Im Großen und Ganzen spielt sich Guitar Hero World Tour genau so wie man es erwarten würde. Ein paar kleine Abweichungen gibt es natürlich, manche davon gut, andere eher schlecht. Die visuelle Darstellung der virtuellen Musiker wurde verbessert, vor allem was ihre Lippensynchronität zu den entsprechenden Liedertexten betrifft. Die Möglichkeit, die Animationen eures Alter Ego-Rockers zu bearbeiten, die er vor und nach einem Track auf der Bühne hinlegt ist ebenfalls ziemlich cool. Beim Gesangspart wird euch stets eine Spur angezeigt, die euch sehen lässt, wie sich eure Stimmlage im Verlauf des Songs verändert hat – ein sehr hilfreiches Feature, besonders bei Songs die man als Sänger nicht kennt. Für Bassisten gibt es eine neue Herausforderung, die “offene Note”, bei denen ihr einfach nur die Strum Bar anschlagen müsst ohne dabei einen der Fret Buttons zu drücken. Klingt komisch für den Laien, echte Bassisten werden euch aber versichern, dass die Rolle dadurch definitiv realistischer übetragen wird. Last but not least zeigt das Spiel nun einen kurzen Countdown an, wenn ihr aus dem Pausemenü zurück ins Spiel wollt. Dadurch ist ein Songteil nicht mehr automatisch “verloren”, wenn ihr mal das Spiel unterbrechen müsst, was durch die Setlists im Karrieremodus nur eine Frage der Zeit ist.



Während all diese Elemente durchaus positiv sind, gibt es auch weniger brauchbare Neuerungen. Als Drummer aktiviert ihr die Starpower, indem ihr beide Cymbals gleichzeitig schlagt. Theoretisch ist dies nicht sonderlich komplex, doch in der Praxis sieht das anders aus, insofern ihr dabei nicht komplett den Rhytmus verlieren wollt. Hier muss wirklich hart geübt werden, bei Rock Band ist das deutlich besser gelöst. An den Gitarren wurde eine neue Berührungssensitive Fläche unterhalb der normalen Fret Buttons angebracht, über die ihr mit euren Fingern “sliden” könnt. Dafür werden neue Noten im Spiel angezeigt, die mit einer violetten Linie verbunden sind. Coole Idee, doch leider resultiert das Benutzen dieser Fläche meist in nicht getroffenen Noten, denn entweder reagiert die Software nicht korrekt oder ihr habt Schwierigkeiten damit, schnell von den Fret Buttons runter und wieder rauf zu kommen, wodurch Punkte verloren und Combos unterbrochen werden.

Gregory meint:

Gregory

Guitar Hero World Tour ist ein klasse Spiel und es macht wirklich Spaß sich vor den Fernseher zu hocken und wahlweise mit Freunden oder im PlayStation Network rumzurocken. Da Trackliste umfangreich und Musikstudio ausgefeilt sind, kommt praktisch nie Langeweile auf, auch wenn Zweiteres ein wenig zu komplex ist. Allerdings sieht bzw. sah man alles vorhandene bereits in Rock Band oder dem entsprechenden Nachfolger - eine Neudefinition des Genres ist es also nicht. Dazu kommt schlußendlich auch noch die schlechte Verarbeitung der Instrumente, die einen Wehrmutstropfen hinterlassen.

Positiv

  • Gute Tracklist, über 80 Songs
  • Komplette Band statt nur Gitarre
  • Erstellen, Veröffentlichen und Herunterladen von eigener Musik möglich

Negativ

  • Songs in der Karriere nur in Sets
  • Nichts wirklich Neues was wir nicht schon bei der Konkurrenz gesehen haben
  • Music Studio extrem komplex und für Einsteiger quasi undurchschaubar
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Guitar Hero World Tour Daten
Genre Musikspiel
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 20. November 2008
Vermarkter Activision
Wertung 8.4
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