Basketballtechnisch hinkt EA Sports der Konkurrenz aus dem Hause 2K Sports seit Jahren hinterher. Zwar bekommen wir jeden Herbst eine durchaus anspruchsvolle Basketball-Simulation geboten, aber so richtig möchte der Funke bei EA´s NBA LIVE-Reihe was das Spielgefühl angeht einfach nicht überspringen. Kennern von NBA LIVE 09 werden beim ersten Blick ins Hauptmenü keine Besonderheiten auffallen, neben den typischen Modi Schnelles Spiel, PlayOffs und Saison ist auch der Dynasty-Mode mit von der Party der es uns erlaubt das Team auf und abseits des Platzes zu verwalten. So müssen neue Spieler rekrutiert und das passende Personal wie Trainer, Betreuer oder Mannschafts-Arzt angestellt werden. Bis diese ihren Job aber wirklich gut machen und wir ein absolutes Top-Team unser Eigen nennen dürfen ist viel Arbeit nötig.
Die Fähigkeiten unseres Personals entwickeln sich nämlich nur indem wir in sie investieren. Dazu dient ein Punktesystem das uns für gewonnene PlayOffs, Herausforderungen, Meisterschaften oder einzelne Top-Spieler belohnt die auf dem Platz eine besonders gute Leistung gezeigt haben. Unsere Skills müssen wir dagegen wie im echten Leben trainieren, demnach heißt es ab auf den Trainingsplatz und Üben bis die Nike´s glühen um entsprechend auf die gut 80 Spielen der kommenden Saison vorbereitet zu sein! Eine wichtige Spielvariante aus dem letzten Jahr, der Be a Pro-Modus bei dem wir einen einzelnen Anfänger auf dem Weg Spitzensportler begleiten durften fehlt übrigens komplett. Warum gerade dieser recht motivierende Spielmodus wegrationalisiert wurde weiß wohl nur Electronic Arts selbst.
Doch widmen wir uns der Action auf dem Platz! Nach wie vor gestaltet sich die Steuerung unserer Spieler recht intuitiv, wird anfangs aber vor allem Anfänger überfordern. Es dauert schon eine Weile bis wir gekonnt über das Parkett dribbeln, zielgenaue Pässe an den Mann bringen und coole Dunkings oder Freiwürfe versenken. Hat sich der Gegner den Ball geschnappt wird das Ganze noch ein wenig komplizierter, speziell das Blocken oder Abfangen gegnerischer Würfe gestaltet sich zu oft als reines Glücksspiel, da selbige Manöver wirklich nur funktioniert wenn der entsprechende Button genau im richtigen Moment gedrückt wird. Der Grad zwischen einem fairen Block und einem Foul ist dieses Jahr besonders schmal ausgefallen! An der KI von Teamkollegen oder Kontrahenten gibt es zwar grundsätzlich nicht viel zu meckern, dennoch leisten sich die Jungs gerne mal einen Fehlpass oder werfen zu früh, was nicht selten einen ungewollten Ballverlust oder verpatzten Angriff zur Folge hat.
Eine sinnvolle Verbesserung ist das freie Passen dass es uns ermöglich den Ball jederzeit in jede beliebige Richtung zu spielen. In Verbindung mit der neuen Möglichkeit Spieler die nicht im Ballbesitz sind ebenfalls zu steuern und auf Wunsch in den freien Raum laufen zu lassen gehen vor allem die Offensiv-Aktionen wesentlich einfacher von der Hand als noch im Vorgänger. Was aber keinesfalls heißen soll dass NBA LIVE 10 einfach ist - der Schwierigkeitsgrad steigt von Spiel zu Spiel spürbar an. Ohne entsprechende Übung und das in- und auswendig lernen der verschiedenen Manöver und Steuerungsfinessen sehen wir schon nach kurzer Zeit ziemlich alt aus, was vor allem bei Genre-Neulingen schnell den ein oder anderen Frustmoment zur Folge haben kann. Haben wir uns aber erst einmal an die Eigen- und Feinheiten der Bedienung gewohnt werden recht ordentliche Tricks auf den Court gezaubert, der Spielspaß steigt und es fühlt sich an als wären wir gerade in einer spielbaren TV-Basketball-Übertragung.
In erster Linie liegt das natürlich an der optischen Umsetzung des Titels! Wie gewohnt geizt Electronic Arts nicht mit Lizenzen und hat alle wichtigen NBA- und National-Mannschaften in petto. Der Wiedererkennungswert der Spieler auf dem Platz ist bemerkenswert und wirkt äußerst realistisch, dazu kommen geschmeidige Animationen, hübsche Licht/Schatteneffekte und viele kleine Details wie Schweißtröpfchen und bei Bewegung flatternde Trikots. Zwar lässt der Detail-Grad beim Blick ins jubelnde Publikum oder zu den Cheerleadern am Spielfeldrand etwas nach und auch ein paar Clipping-Fehler lassen sich kaum verbergen, dennoch ist die Präsentation insgesamt absolut gelungen und vermittelt tolles Basketball-Feeling.
Dem steht auch die Vertonung in nichts nach, treibende Rap- und HipHop-Beats sorgen für die passende Musikuntermalung und auch das Gegröhle, Gepfeife und Gejubel der Fans kann sich hören lassen. Letzteres ist sogar abhängig vom Spiel, während das Publikum bei Playoff-oder Finalspielen total aus dem Häuschen zu sein scheint geht es bei den „normalen“ Saison-Spielen bedeutend ruhiger zur Sache. Die Soundeffekte auf dem Spielfeld tun ihr übriges und klingen realistisch, lediglich die Kommentare der Sprecher wiederholen sich wie bei so viele Sport-Spielen etwas zu oft.
Der Mehrspielermodus in NBA LIVE 10 ist erfreulich umfangreich ausgefallen, neben Standart-Spielen gegen Freunde (on- oder offline), mit oder ohne Rangliste und diversen Online-Ligen stehen noch der Adidas LIVE Run, bei dem wir wie alle Mitspieler eine feste Position zugeteilt bekommen und bis 21 Punkte spielen und das Teamspiel für bis zu 10 Spieler zur Auswahl. Auch das Spielen mit Fantasy-Teams ist möglich - dank der umfangreichen Lizenzen dürft ihr die Basketball-Pro´s beliebig in den einzelnen Mannschaften verteilen und könnt euch ganz ohne Ablöse-Stress euer Wunsch-Team zusammenstellen. Um das Baketball-Erlebnis möglichst authentisch zu gestalten wurde auch das DNS verfeinert welches die offizielle NBA-Datenbank online mit der des Spiels abgleicht. So huschen die Spieler auf Wunsch entsprechend ihrer mehr oder minder aktuellen Tagesform über den Platz wobei Verletzungen und Formtiefs natürlich berücksichtigt werden.
NBA LIVE 10 ist ein gutes Spiel, daran besteht kein Zweifel! Allerdings halten sich die Neuerungen im direkten Vergleich zum Vorgänger in Grenzen… Durch das freie Passen und die Möglichkeit Spieler in den freien Raum zu schicken entwickeln sich zwar wesentlich dynamischere Angriffe, aber vor allem die Verteidigung und Blocks funktionieren erst nach viel Übung so wie man es gerne hätte. Anfänger werden dementsprechend des Öfteren gefrustet das Handtuch schmeißen da der Schwierigkeitsgrad ebenfalls verhältnismäßig hoch angesetzt wurde. Auch die Tatsache dass der Be a Pro-Modus ersatzlos gestrichen wurde erscheint unverständlich, da gerade dieser ein Motivations-Garant gewesen wäre. Auf der technischen Seite gibt es dagegen nicht viel auszusetzen, bis auf einige Clippingefehler und die sich wiederholenden Kommentatoren-Sprüche gehört die Präsentation nach wie vor mit zur Königs-Klasse. Dazu kommen ein umfangreicher und gewohnt guter Multiplayer-Modus und das erweiterte DNS-System welches die einzelnen Spieler nach ihrer entsprechenden Tagesform auf den Platz schickt. Trotz allem schafft es Electronic Arts nicht dem Genre-Primus aus dem Hause 2K Paroli zu bieten und serviert mit NBA LIVE 10 auch in diesem Jahr „nur“ eine gute, spielerisch aber eben nicht überragende Basketball-Simulation.