Nyxquest - Kindred Spirits (WiiWare) im Test

Nintendo Wii
Schlimmer geht’s immer. Während unsereins ehrfürchtig dem alljährlichen Sommerloch entgegen schaut, bestrafen erzürnte Titanen in der Welt von Icarian die Menschheit für ihre Maßlosigkeit mit einer alles verschlingenden Hitzewelle. Ob ihr in Nyxquest – Kindred Spirits die Titanen besänftigen und das Sommerloch schließen könnt erfahrt ihr in unserem Review.


Ikarus hatte einen Traum. Schon immer wollte er oben bei den Vögeln sein mit ihnen fliegen. Aus dieser Sehnsucht erbaute er sich seine sagenumwobenen Flügel aus Wachs und Federn und eroberte den Himmel. Vom Ehrgeiz gepackt stieg er höher und höher und fand letztendlich das Reich der Götter. Hier stieß er auf Nyx, die Göttin der Dunkelheit die das andere Wesen mit seinen Flügeln recht interessant fand und so entwickelte sich eine tiefe Freundschaft.
Doch als der Titan Helios, erzürnt von den Menschen, die Welt in eine unwirtliche Wüste verwandelt und Ikarus verschwindet, macht sich Nyx auf um ihren Freund zu retten und mit ihm die gesamte Menschheit.

Zugegeben diese Einstimmung auf euer kommendes Abenteuer geht etwas an den Erzählungen der griechischen Mythologie vorbei, wird aber durch Bilder im klassizistischen Stil der antiken Vasen und Amphoren so liebevoll wiedergegeben, dass man diesen Umstand gerne verzeiht oder gar noch begrüßt. Denn mit Nyxquest kämpft sich mal nicht ein muskelbepackter Spartiat oder griechischer Held durch die Antike. Mit Heldin Nyx seit ihr vielmehr als zierliches Mädchen mit göttlicher Kraft unterwegs, dass statt Muskelkraft eher seine – oder besser eure – Kopf und Geschicklichkeit gebrauchen muss, um gegen die Gefahren dieser feindseligen Welt zu bestehen.



Der Einstieg gestaltet sich somit als wirklich guter Einfall der Entwickler Over The Top Games. Nyx ist, genau wie euch, diese Welt vollkommen unbekannt steigt sie doch das erste mal aus ihrer Welt hinab. Demzufolge beginnt eurer Spiel auch mit einem Sprung von oben und dem Fall auf das im sterben liegende Griechenland. Die unter der Wüste begrabene Architektur und ihre bruchstückhaften Überreste lassen dabei nur erahnen, in welch imposanten Welt Ikarus gelebt haben mag. Solche Impressionen schweißen schon von zum Beginn des Spiels mit der zierlichen und liebenswürdigen Protagonistin zusammen, auch wenn diese etwas zu püppchenhaft daher kommt.

Vorbei an den Ruinen der Antiken Welt führt euch euer Weg durch die seitlich scrollenden Level. Diese sind voll gestopft mit allerlei Rätseln und Feinden. Harpyien werden euch dabei am meisten begegnen. Diese fliegenden Geschöpfe bestehen wie alle Feinde aus einer Mischung aus Nebel und Schatten. Daneben kreuzen auch noch Satyrn und Hydras euren weg. Doch wer den Segen der Götter und die Wiimote auf seiner Seite hat, ist stets gut gewappnet für den Kampf. Mit eurem Cursor könnt ihr per Telekinese Feuerbälle greifen und diese Postwendend in den gierigen Schlund der Hydra zurück befördern oder auch den Harpyien den gar ausmachen. Bei den Satyrn hilft es des öfteren auch ihre blinde Rage auszunutzen und sie gezielt in Fallen oder Abgründe laufen zu lassen. Später erhaltet ihr mit den Blitzen des Zeus auch einen direkten Angriff gegen die Kreaturen, wodurch die Kämpfe so einiges von ihrem benötigten Geschick verlieren aber selbst dann ist das Abenteuer noch kein Spaziergang.



Denn neben den Gegnern werden es vor allem die Rätsel- und Geschicklichkeitspassagen sein, die eure Hände zum Schwitzen bringen werden. Dabei gibt sich die Steuerung stets intuitiv und griffig. gespielt wird mit Nunchuk und Wiimote. Dabei steuert ihr Nyx mit dem Analogstick, lasst sie per Z-Knopf Sprinten oder in der Luft gleiten, springt und flattert mit dem A-Knopf und aktiviert eure Fähigkeiten mit einem Druck auf den B-Knopf. Diese sind kontextsensitiv vom Cursor abhängig, sprich ihr habt immer zum richtigen Zeitpunkt die richtige Fähigkeit parat. So hebt ihr Objekte, wenn ihr mit dem Cursor über sie fahrt, oder manipuliert Winde, indem ihr von ihrer Quelle aus eine neue Laufbahn zieht. Natürlich darf auch gewackelt werden. Im Verlauf eures Abenteuers setzen sich Orbs an euch fest, die euch in eurer Bewegung stark beeinträchtigen. Ein beherztes Schütteln der Wiimote schafft hier Abhilfe. Im Gegensatz zu vielen anderen Titeln fühlt sich die gesamte Steuerung durchweg griffig an und nichts wirkt aufgesetzt und ihr seid für die Aufgaben bestens gewappnet.

Nyxquest führt euch mit einer stetigen Lernkurve an die Rätsel, die seine Welt zu bieten hat heran. Reicht es anfangs noch eine Säule anzuheben oder ein Podest aus Kisten zu bauen müsst ihr später auch ein ruhiges Händchen beweisen, wenn ihr einen Feuerball durch enge Passagen lotst während ihr euch selbst auf einer sich ständig bewegenden Plattform befindet.

Zu Hilfe kommt euch hier die integrierte Physik Engine. Größere Steine sind für Nyx weitaus schwerer zu heben als kleinere und Kosten dementsprechend mehr Kraft. Vor allem größere Steine haben sich jedoch, was ihren Willen zur Bewegung angeht, das ein oder andere mal ganz schön bockig und träge erwiesen. Hier hilft nur ein beherztes ausschwanken mit euren Armen. Weiterhin können per Kettenreaktion ganze Säulen eindrucksvoll in ihre Einzelteile zusammenstürzen.

Generell haben die Designer mit viele Liebe zum Detail an den zahlreichen Aufgaben gefeilt und halten den Spieler mit ständig neuen Kniffen bei der Stange. Hirnerschütternde Kopfnüsse werden jedoch keine geboten. Der Fokus liegt ganz klar auf eurer Geschicklichkeit, diese wird aber vor allem zum Ende hin von euch in hohem Maße gefordert. Gleichzeitig eure Protagonistin und den Cursor im Auge zu haben und mit beiden zu reagieren kann mitunter etwas stressig werden, auch wenn die Aufgaben stets lösbar bleiben. Wer einen zweiten Spieler zur Hand hat, kann die Kontrolle des Cursors und der Mächte auch an ihn abgeben. Dann ist aber auch eine genaue Absprache nötig um weiter zu kommen und somit ist dieser Modus doch etwas überflüssig.
Damit nicht genug gibt es auf eurer Reise noch 20 Artefakte aus der griechischen Mythologie zu finden. Wer das goldene Vlies oder Poseidons Dreizack besitzen will sollte sich dann noch mehr ins Zeug legen.



Bei so viel Liebe zum Detail beim ausgereiften Gameplay wundert es dann auch nicht, dass die Präsentation ähnlich überzeugend daher kommt. Diese lässt sich bei Nyxquest als überaus stimmig und geradezu ätherisch beschreiben. Die zerstörte Architektur in der sengenden Wüste schafft eine surreale, fremde und doch gleich vertraute Umgebung. Die Überreste der Bauwerke werfen lange Schatten, Licht bricht durch die spröden Torbögen und den malerischen Himmel. Kaputte Statuen der einst so prächtigen Zivilisation vermitteln euch einen Eindruck von der schieren Größe in den stets flüssig scrollenden Welten. Viele Orte laden mit ihrer fast schon ausufernden Schönheit schlichtweg zum Verweilen ein, wenn ihr dafür auch einen stellenweise etwas zu blank geleckten Look und Treppchenbildung in kauf nehmen müsst.

Im Gegensatz dazu stehen die vielen Gefahren, welche diese Orte beherbergen und eure Einsamkeit. Die Einsamkeit auf der Suche nach Ikarus allein in einer von Licht durchfluteten und doch so finsteren Welt. Unterstützt werden die Impressionen durch den gelungen wenn auch kurzen Soundtrack. Die geradezu sphärischen Klänge führen euch noch tiefer in die Welt von Nyxquest und vermitteln wie die opulente Präsentation ein Gefühl der Sicherheit, zeugen von der Schönheit der griechischen Architektur aber eben auch von den Gefahren.

Mit fortschreitender Reise kommt ihr vom Flachland ins Gebirge, was sich auch in den Levels widerspiegelt. Die Thematik der antiken Architektur bleibt allerdings stets die selbe, überzeugt aber des öfteren mit neuen imposanten Bauwerken und Plätzen. Nun liegt es an euch, die Reise anzutreten, die Schönheit und Gefahren des Landes zu erkunden, Ikarus und die Menschheit vor ihrem Untergang zu bewahren.



Bevor ihr eure Reise an der Seite von Nyx beginnt möchte ich noch einen Vergleich ziehen, dessen Gedanke mir schon seit der ersten Spielminute in den Sinn kam und der sich für mich zum Ende hin mehr als bestätigt hat. Nyxquest - Kindred Spirits erinnert mich von seinem Wesen her sehr stark an ICO und das ist für meine Begriffe eine der größten Lobeshymnen die man auf ein Spiel singen kann.
Sei es die Spielwelt, die euch so wunderschön und doch gefährlich voller Verwüstung und Leere in ihrem Bann zieht oder das innovative und durchweg intelligente Gameplay mit seiner Mischung aus fordernden Geschicklichkeitspassagen und intelligenten Rätseln. Die geradezu ätherische Präsentation tut dann noch ihr übriges und auch wenn Nyxquest kein Technikbrett ist, kann es als WiiWare Titel mehr als überzeugen und lässt so einige Vollpreistitel mal schnell ganz alt aussehen. Einen Wermutstropfen gibt es dann aber doch. Mit gerade mal 2 bis 3 Stunden Spielzeit werdet ihr euer Abenteuer recht schnell beendet haben. Das ist auch für einen Wiiware-Titel einfach zu wenig. Was bleibt ist die Suche nach den Artefakten. Doch selbst ohne diese Verlängerung lasst euch gesagt sein – viel schöner könnt ihr derzeit die 3 Stunden auf der Wii nicht verbringen, viel besser die 1000 Wii Points sprich 10€ nicht anlegen.

Mario meint:

Mario

Kurz und schmerzlos – für mich persönlich ist Nyxquest – Kindred Spirits das bisher beste WiiWare Spiel und einer der besten Wii-Titel überhaupt. Die teilweise atemberaubend schöne Präsentation, die intelligente Steuerung die, im Gegensatz zu vielen Wii-Titeln, nicht aufgesetzt wirkt oder das fordernd frische 2D Gameplay – die Entwickler lassen viele Vollpreistitel weit hinter sich zurück.
Wer keine Phobie gegen die griechische Antike hat muss einfach zuschlagen. Wer in diese Welt eintaucht wird, wenn auch nur für eine kurze Zeit, das herannahende Sommerloch mehr als vergessen haben. 

Positiv

  • Wunderschöne stimmige Präsentation
  • Intelligentes und forderndes Spieldesign
  • Atmosphärischer Soundtrack

Negativ

  • Protagonistin sicher nicht jedermanns Geschmack
  • Sehr kurze Spielzeit
  • Objekte bewegen sich manchmal zu träge
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Nyxquest - Kindred Spirits (WiiWare) Daten
Genre Geschicklichkeit
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 19.06.09
Vermarkter Nintendo
Wertung 8.6
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neXGam YouTube Channel
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