Dance Paradise im Test

Xbox 360
Bis vor kurzer Zeit sah es ganz so aus, als ob die goldene Ära der Tanzspiele endgültig vorbei sei. Konami hatte uns zwar bewiesen, dass es sehr viel Spaß machen kann, im Rhythmus bekannter Songs auf Plastikmatten herum zu springen, aber nach unzähligen Teilen der Dancing Stage Serie, war die Begeisterung endgültig verflogen. Dank Kinect sind jetzt allerdings völlig neue Möglichkeiten der Bewegungserkennung vorhanden und es sieht ganz so aus, als ob das Genre gerade einen zweiten Frühling erlebt. Dance Central gilt allgemein als das beste Game für die neue Hardware und auch Dance Evolution hat seine Fans gefunden. Mit unserem Review zu Dance Paradise schließen wir die neXGam-Berichterstattung zur ersten Welle der Kinect-Tanzspielen nun ab.
Microsofts neue Hardware musste in den Wochen nach dem Verkaufsstart, auch von unserer Seite, viel Kritik hinnehmen. Das lag aber weniger an dem innovativen Gerät selbst, als an den vielen Launch-Games mit furchtbarer Steuerung. Glücklicherweise hat sich inzwischen gezeigt, dass Kinect-Spiele nicht zwangsläufig defekt wirken müssen. Die wichtigste Frage bei jedem neuen Game für das Zubehör bleibt aber: „Funktioniert die Bewegungserkennung vernünftig?“ Im Fall von Dance Paradise lautet die Antwort glücklicherweise: „Ja! Es klappt alles gut!“ Nur ganz selten kommt es zu Aussetzern und meistens werden kleine Unachtsamkeiten bei der Ausführung von Tanzmanövern großzügig vergeben.

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Das Grundprinzip von Dance Paradise unterscheidet sich relativ stark von den Ansätzen der beiden Konkurrenzprodukte und wirkt auf den ersten Blick sehr innovativ. Die Macher haben sich offensichtlich stärker an den PS2-Klassikern Frequency und Amplitude sowie den Handheld-Fassungen von Rock Band orientiert, als an den restlichen Kinect-Tanzspielen. Auf vier farbigen Schienen tanzen sich Figuren langsam aber sicher in den Vordergrund. Wird ein bestimmter Punkt erreicht, müssen die dargestellte Bewegungen möglichst exakt nachgeahmt werden. Mit kleinen Seitenschritten lässt sich schnell zwischen den einzelnen Schienen hin- und herwechseln. Dank dieser Idee kann früh erkannt werden, welche Aktionen in nächster Zeit anstehen, was es den Menschen vor der Konsole ermöglicht, vorausschauend zu agieren. Jedenfalls theoretisch... Ein kleiner aber fieser Fehler sorgt dafür, dass es anfangs unglaublich schwierig ist, die einzelnen Manöver richtig auszuführen. Bei den Vortänzern handelt es sich um abstrakte einfarbige 2D-Pappkameraden, die zu dreidimensionalen Bewegungen fähig sind. Das sieht zwar lustig aus, eignet sich aber nicht sonderlich gut, um die komplexen Manöver nachvollziehbar darzustellen.

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Nach einer gewissen Übungsphase ist endlich klar, was zu tun ist. Allerdings macht sich wenig später das zweite große Manko des Games bemerkbar. Im Gegensatz zu Dance Central wurde nicht jedem Song eine ganz eigene ausgeklügelte Choreographie spendiert. Die verschiedenen Moves wiederholen sich regelmäßig und so kommt es im späteren Spielverlauf zu keinen großen Überraschungen mehr. Es bringt zwar Spaß, im Rhythmus der Songs die Hüften kreisen zu lassen und mit Armen oder Beinen durch die Gegend zu wirbeln, doch das Dance Paradise-Gameplay ist deutlich weiter von Videoclip-Tanzeinlagen entfernt, als die schweißtreibenden Aktionen im Konkurrenzspiel von Harmonix. Manchmal passen die Bewegungen auch überhaupt nicht zur Musik und die Wechsel wirken eher zufällig als durchdacht.

Das Training hätte etwas umfangreicher ausfallen dürfen und es wäre wirklich nett gewesen, wenn die einzelnen Moves in Zeitlupe gezeigt und geübt werden könnten. Die restlichen Modi sind zwar alles andere als originell, aber dennoch gelungen. Von Beginn an sind alle Songs verfügbar und können einzeln oder in Form von selbst erstellten Playlists in Angriff genommen werden, um Highscores aufzustellen. Im Karriere-Modus müssen bestimmte Ziele, wie zum Beispiel eine vorgegebene Anzahl perfekt ausgeführter Bewegungen, erfüllt werden, um voran zu kommen. Auch an Multiplayer-Freunde wurde gedacht. Wenn sich ein zweiter Mensch vor der Kamera positioniert, wird das Spielfeld aufgeteilt, so dass jeder der Kontrahenten zwei Bahnen bearbeiten kann. Um in diesen Genuss zu kommen, sollte reichlich Platz vorhanden sein, denn schließlich will niemand eine schwungvolle Rückhand ins Gesicht oder (schlimmer!) unter die Gürtellinie bekommen. Sind die nötigen räumlichen Voraussetzungen vorhanden, eignet sich Dance Paradise sehr gut, um einen Kinect-Abend mit ein paar Freunden spaßig zu gestalten. Neben den üblichen Highscorevergleichen ist auch kooperatives Synchrontanzen möglich. Den meisten Spaß bringen allerdings die Duelle. Wer hier gute Leistungen zeigt, kann anschließend durch einen kleinen Hüpfer Extas auslösen, die dem Gegner das Leben schwer machen. Warum mal wieder kein Xbox-Live-Multiplayer integriert wurde ist unbekannt. Ein kleines aber nettes Feature ist das Musikvideo-Theater. Hier können alle Clips der enthaltenen Songs in Ruhe angeschaut werden. Zwar gibt es keine Möglichkeit die Stars im Vollbild zu erleben, aber in Zeiten wo statt Musik nur miese Shows auf MTV und VIVA laufen, lässt sich der Rahmen leicht ertragen.

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Zwei Schwierigkeitsgrade sind vorhanden, so dass Dance Paradise auch für gelenkige Zocker ein paar Herausforderungen parat hält. Bereits auf dem leichten Niveau wird recht schnell zwischen den Bewegungen gewechselt und wer einen schweren Song perfekt abschließen will, muss lange üben. Glücklicherweise gibt es bei der Ausführung der Aktionen nicht nur richtig und falsch. Das komplexe Bewertungssystem unterschiedet in mehreren Stufen, so dass es immer besser ist, wenigstens eine korrekte Armbewegung zu zeigen, als gar nichts zu tun.

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Was den Soundtrack angeht, muss sich Dance Paradise nicht hinter der Konkurrenz verstecken. 40 Songs sind enthalten und erstaunlicherweise handelt es sich bei dem Großteil um wirklich bekannte Hits der letzten 15 Jahre. Lady Gaga und Gwen Stefani gehören inzwischen schon zur Standard-Ausstattung jedes Musikspiels und sind auch hier mit jeweils zwei Stücken vertreten. Doch Pop ist nicht die einzige Stilrichtung, die geboten wird. Dank Künstlern wie 50 Cent, Snoop Dog und Lil Wayne kommen auch Hip Hop Fans auf ihre Kosten. Unter den restlichen Songs finden sich außerdem ein paar Rock- und House-Nummern. Ganz große Überraschungen sind nicht zu finden, aber der Soundtrack überzeugt sowohl durch Masse als auch durch Klasse. Die Musik animiert immer zur Bewegung und das ist das hauptsächliche Qualitätsmerkmal bei einem Game dieses Genres. Zur Zeit sind keine Download-Songs zu finden und Dance Paradise macht auch nicht den Eindruck, als ob Updates dieser Art geplant sind

Avatar-Spiele gehören normalerweise nicht zu den Grafik-Highlights für die Xbox 360 und müssen sich oft den Vorwurf gefallen lassen, dass sie aussehen wie Wii-Titel in HD. Auch in Dance Paradise kommen die selbst kreierten virtuellen Stellvertreter mal wieder zu Einsatz. Doch obwohl diese Figuren nicht gerade vor Polygonen strotzen, wurden sie sehr ordentlich in Szene gesetzt. Die Animationen sind vielfältig und lustig anzusehen. Im Hintergrund läuft immer das jeweilige Musikvideo und auch in der restlichen Kulisse ist dank Background-Tänzerinnen und Tänzern viel Bewegung. Die Optik besticht zwar eher durch knallige Farben als durch Detailreichtum, aber das passt sehr gut zu einem familienfreundlichen Tanzspiel.
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Tim meint:

Tim

Es tut fast ein wenig weh, dieses Spiel nicht höher bewerten zu können, denn Dance Paradise hat durchaus seine guten Seiten. Das Grundprinzip überzeugt durch ein paar originelle Ideen und auch die Songauswahl ist gelungen. Der Multiplayer-Modus fällt besonders positiv auf und ist partytauglich. Dummerweise haben die klugen Köpfe von Harmonix bereits bewiesen, dass Tanzbewegungen noch deutlich realistischer, abwechslungsreicher und benutzerfreundlicher in ein Videospiel integriert werden können. Bei Dance Paradise fällt der Einstieg recht schwer und wenn die verschiedenen Aktionen dann verinnerlicht sind, wird schnell klar, dass nicht genug Abwechslung geboten wird. Was bleibt ist ein nettes kleines Game für zwischendurch, mehr aber nicht.

Positiv

  • gute Bewegungserkennung
  • 40 bekannte Songs
  • die Avatare werden toll in Szene gesetzt

Negativ

  • schwer erkennbare Vortänzer
  • deutlich weniger Moves als bei Dance Central
  • (wahrscheinlich) keine Download-Songs
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Dance Paradise Daten
Genre Musikspiel
Spieleranzahl 1-2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 19.11.2010
Vermarkter Koch Media
Wertung 6.9
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neXGam YouTube Channel
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